Eine Passantin hat an einer Hauswand in Weimar einen Zettel mit einem Hilferuf entdeckt. Es geht um Pflegeheim-Kosten und eine drastische Preiserhöhung.
Bewohner und Angehörige wissen nicht mehr weiter. „Bitte helft uns!“ lautet der verzweifelte Aufruf. Was ist im Pflegeheim St. Elisabeth in Weimar nur los?
Weimar: Bewohner und Angehörige am Finanz-Limit
1.135 Euro mehr im Monat sollen Bewohner des Pflegeheims St. Elisabeth ab dem 1. Juli dieses Jahres zahlen. So behauptet es jedenfalls die Person, die den Hilferuf am Graben, Ecke Karlstraße aufgehängt hat. Eine Passantin entdeckte den Zettel, fotografierte ihn und teilte das Foto auf Facebook. Für einen Pflegeheim-Platz würden Bewohner schon bald etwas mehr als 3.400 Euro hinblättern müssen. „Das kann niemand bezahlen“, heißt es weiter.
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Doch was ist an der Behauptung dran? Ist so eine Preissteigerung tatsächlich angedacht – und möglich? Offenbar, ja. Träger des St. Elisabeth-Pflegeheims ist die Caritas. Thüringen24 hat dort nachgehakt, ob es tatsächlich eine Kostensteigerung gibt. Ein Sprecher bestätigt uns:
„Die deutlich steigenden Eigenanteile sind leider im gesamten Land Thüringen Realität. Dies betrifft nicht nur Pflegeheime der Caritas, sondern alle Träger von Einrichtungen der Altenhilfe.“
Caritas kann Sorgen verstehen
Gründe für die Erhöhung seien demnach Pflege, Unterkunft und Verpflegung. „Die Caritas zahlt gute Löhne (in Anlehnung an den TVöD), führt ab 1. Juli die 39 Stundenwoche ein, zahlt eine Inflationsausgleichsprämie“, wie es weiter heißt. Außerdem greift ab Juli das Pflegestärkungsgesetz, das mehr Personal zur Qualitätssteigerung verlange. Dazu kommen noch die hohe Inflation auf Sachkosten und der Druck der Sanierungen von Heizung und Co.
Doch können Pflegeheime einfach 1.000 Euro mehr im Monat verlangen? „Grundsätzlich gibt es für die Preisgestaltung in der stationären Pflege feste gesetzliche Vorgaben“, wie es weiter heißt. Pflegekassen, Sozialhilfeträger und Träger würden dann über das Gesamtbudget der Einrichtung verhandeln. Dabei müssten auch sämtliche Risiken bedacht werden.
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Die Caritas betont außerdem: „Die 1.135 Euro beziehen sich auf den Antrag zu Beginn der Verhandlungen. Zukünftige vereinbarte Preise liegen darunter, da Verhandlungsprozesse erfolgen.“ Das Pflegeheim sei dazu verpflichtet zu Verhandlungs-Beginn Bewohner zu informieren. Trotzdem: „Dass diese Nachricht bei vielen Bewohnern und Angehörigen Besorgnis auslöst, können wir sehr gut verstehen.“
Kosten-Explosion in Weimar: Was wenn Bewohner nicht mehr zahlen können?
Und was ist, wenn Bewohner die 1.000 Euro mehr nicht zahlen könnten? „Pflege ist im Bild gesprochen eine ‚Teilkasko‘. Die Pflegekasse übernimmt einen Teil, den Rest zahlt dann die pflegebedürftige Person“, erklärt der Sprecher das Vorgehen. Ist der Eigenanteil zu hoch, könne dann auch das Sozialamt einspringen. Unter bestimmten Voraussetzungen müssten Verwandte zahlen.
Generell fordert die Caritas: „Wir brauchen eine grundsätzliche Finanzierungsreform in der Pflege mit einer Deckelung der Eigenanteile von Bewohnerinnen und Bewohnern.“ Wie viel höher die monatlichen Kosten ausfallen sollen, stünde laut Caritas Mitte bis Ende Juli fest.