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Weimar: Gedenkstätte Buchenwald entlarvt paradoxen Hass – „Geschichte wird instrumentalisiert“

Weimar: Gedenkstätte Buchenwald entlarvt paradoxen Hass – „Geschichte wird instrumentalisiert“

Jens-Christian Wagner buchenwald weimar
Weimar: Gedenkstätten-Direktor Jens-Christian Wagner sieht ein Kernproblem: Die Erinnerungskultur werde „drastisch von der politischen Rechten bekämpft“. (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich

Weimar. 

Der Schock bei der Gedenkstätte Buchenwald in Weimar sitzt nach wie vor tief.

Seitdem wegen der Corona-Pandemie für die aktuelle Ausstellung die 2G-Regel gilt, hat es die Gedenkstätte Buchenwald in Weimar mit einer regelrechten Hasswelle zu tun.

Weimar: Blanker Hass wegen 2G-Regel

Drohmails. Telefonterror. Jeden Tag. „Querdenker“, Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten wittern eine „Corona-Diktatur“. Impfgegner fühlen sich ausgegrenzt und bezeichnen sich als „neue Juden“. Sie machen die Gedenkstätte zum „Mittäter der Regierung“.

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Von all dem blanken Hass wollen sich die Verantwortlichen aber nicht einschüchtern lassen – im Gegenteil: Sie entlarven das Paradoxe. Denn hier beklagen mutmaßliche Antisemiten Antisemitismus.

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Das KZ Buchenwald:

  • war eines der größten seiner Art in Deutschland
  • bestand von Juli 1937 bis April 1945
  • 266.000 Menschen waren hier inhaftiert
  • 56.000 davon überlebten nicht

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Gedenkstätten-Direktor Jens-Christian Wagner sagte dem „Spiegel“, dass für ihn die schiefen historischen Analogien das „geschichtspolitisch eigentlich Bedenkliche“ sind.

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Sie bedienten stets die rechtsextreme Szene, selbst wenn die Schreiber gar nicht aus der „dezidiert rechtsextremen Ecke“ kämen, sagt Wagner: „Das Paradoxe und Widerliche ist, dass diese Gleichsetzungen von Personen vorgetragen werden, die sich als die ’neuen Juden‘ bezeichnen, aber zugleich antisemitische Verschwörungslegenden verbreiten. Das zeigt umso deutlicher, wie sehr Geschichte instrumentalisiert wird.“

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Weimar: Es gibt auch Ausnahmen

Wagner sagte dem „Spiegel“, dass man die Unbelehrbaren längst verloren habe; manche schrieben ihm, 2G habe ihnen bestätigt, dass es richtig gewesen sei, die Gedenkstätte schon lange zu meiden.

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Es gibt aber in all dem wütenden Shitstorm noch Grund zur Hoffnung: Denn die Gedenkstätte Buchenwald in Weimar erreichten nicht nur Hass-, sondern auch Solidaritätsmails. (ck)