Für die Öffentlich-Rechtlichen sieht es zurzeit nicht gerade ruhmreich aus. Dem RBB-Skandal folgt nun der MDR mit seinem Interview mit Björn Höcke (50), Landeschef der AfDThüringen.
AfD-Bundesabgeordnete Christina Baum (66) hatte zuletzt unter anderem von einem „schleichenden Genozid der deutschen Bevölkerung“ gesprochen und ein Wahlrecht nach Abstammung gefordert. Davon distanzierte sich der Thüringen-Landeschef der AfD im Interview mit dem MDR nicht. Wie der Sender reagiert, ist kaum zu glauben.
AfD Thüringen: Höcke steht zu den Worten von Baum
Tino Chrupalla (47), Bundesparteichef der AfD, hatte Christina Baum nach ihren Worten mit Konsequenzen gedroht. Björn Höcke distanziert sich von den Aussagen allerdings nicht, wie „Der Westen“ berichtet.
„Wenn sie manchmal etwas starke Töne anschlägt, dann doch auch nur, um deutlich zu machen, wie ernst die Lage ist“, sagte Höcke in dem Interview. Auf Nachfrage des Moderators Lars Sänger, ob er sich also nicht von Baum distanzieren wolle, lässt ihn Höcke unmissverständlich wissen: „Nein, ich distanziere mich, um Gottes Willen, nicht von Frau Baum!“
Das ist die AfD:
- AfD steht für „Alternative für Deutschland“
- Parteivorsitzende sind Jörg Meuthen und Tino Chrupalla
- Gründung am 6. Februar 2013 in Berlin als zunächst rechtsliberale und EU-skeptische Partei
- 2015 erste Spaltung eines wirtschaftsliberalen Flügels unter Parteigründer Bernd Lucke – Partei rückt dadurch deutlich nach rechts
- bei der Bundestagswahl 2017 holte sie 12,6 Prozent, 2021 noch 10,3 Prozent
- stärkstes Wahlergebnis war 27,5 Prozent bei der Landtagswahl in Sachsen 2019
AfD Thüringen: MDR nimmt Höcke in Schutz
Auf Twitter ließen die Menschen natürlich ihrer Meinung freien Lauf – so auch ein Mann, der Kritik äußerte, in der er den AfD Thüringen-Chef als Faschisten betitelte. Der Kommentar, den der MDR daraufhin zurückgab, löste Einiges aus:
„Zunächst einmal: Wir würden Sie bitten, behutsam mit der Begrifflichkeit Faschist/Faschismus umzugehen. Mittlerweile ist der Begriff zu einer Art politischen Kampfbegriffs geworden. Die Bezeichnung Höckes als Faschisten war im konkreten Fall einer Demo-Anmeldung eine zulässige Meinungsäußerung – aber eben keine Tatsachenfeststellung à la ´Höcke ist ein Faschist` durch das Gericht.“
Mit dem Gerichtsentscheid ist ein Vorfall aus der Vergangenheit gemeint, bei der das Verwaltungsgericht Meiningen das Verbot der Bezeichnung „Faschist“ für Björn Höcke aufhob.
Das geschah aufgrund einer Demo-Antragstellerin, die „in ausreichendem Umfang glaubhaft“ gemacht haben soll, „dass ihr Werturteil nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern auf einer überprüfbaren Tatsachengrundlage beruht“. In dieser Situation standen Tatsachen hinter der Äußerung, was bei dem Twitter-Kommentar nicht der Fall ist.
Mehr von der AfD Thüringen:
- AfD-Thüringen will ans Ruder – was Björn Höcke dafür sogar in Kauf nehmen würde
- Thüringen will AfD-Mitglieder „entwaffnen“ – selbst Jäger müssten Geschosse abgegeben
- Björn Höcke: Ganz allein an die Macht? Thüringer AfD-Chef mit brisantem Vorstoß
AfD Thüringen: Das sagt der MDR dazu
Unser Partnerportal „DerWesten“ hat den MDR nach einer Stellungnahme gefragt, woraufhin dieser zu Wort gab:
„Unsere journalistische Aufgabe ist es, bei aller verständlicher Emotion, sachlich einzuordnen und zu differenzieren. Das hat die Moderation bei dem betreffenden Kommentar getan, in dem sie auf den sehr wichtigen und dezidierten juristischen Hintergrund der vielfach verwendeten Bezeichnung von Herrn Höcke als Faschist hinwies.“
„Der MDR hätte besser einen Azubi zu dem Interview geschickt. Ggf. hätte der mal energischer nachgefragt, statt sich so mit Fraßen abspeisen zu lassen. Unglaublicher Senf der da geboten wurde“, meint ein Twitter-Nutzer zu dem Thema…