Hunde, die sich mit Grizzlys anlegen können, die mehr Wolf als Hund sind oder abgerichtete Kampf-Tiere – überfordern Besitzer, Behörden und Gesellschaft schnell. Ein Mann in Thüringen will das ändern.
Er und sein Team nehmen in Thüringen gefährliche Hunde auf, und solche, die niemand haben will. Das führt mitunter zu Drohungen, Angst – aber auch zu viel Anerkennung.
Thüringen: Ein harter Hund
Lars Luck: Ein bulliger Mann mit Glatze, Tätowierungen im Gesicht und Reibeisenstimme – und ein Tierfreund erster Klasse. Der ehemalige Türsteher baut derzeit in Thüringen ein Domizil für bis zu 100 „Problem-Hunde“ auf, finanziert das Projekt ganz ohne Fördermittel. „Damit wir den anderen Tierheimen nichts wegnehmen“, erklärt er im Thüringen24-Interview.
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Die sind nämlich oft selbst notorisch klamm und überfüllt. Zustände, die Luck nicht einfach mitmachen will. Er nimmt vor allem Hunde auf, die als nicht vermittelbar gelten. Sie stammen aus illegalen Züchtungen oder von völlig überforderten Besitzern. Bei Luck bekommen sie eine zweite Chance.
Thüringen: Illegale Kampfgruben
Er hat eine ehemalige Ferienanlage in der Nähe von Zella-Mehlis gefunden, die vor allem viel Auslauf für seine tierischen „Gäste“ bieten soll. Etwa Wolfshybriden, die mehr Wolf als Hund sind, sollen hier in Ruhe leben – bis zu ihrem Ende, denn vermittelbar sind sie oft nicht mehr. Luck spricht von einem „Endplatz“, der Begriff Gnadenhof gefalle ihm nicht, sagt er.
Ohnehin soll die Anlage zukünftig noch viel mehr sein: Ein „Erlebnis-Park“ mit Grillplatz, eine „Kommunikationsstelle für Mensch und Tier“, so Lucke. Und viel Info für Besucher und Interessenten. Vermittlung gibt es nämlich auch, etwa von sogenannten „Kampfhunden“, die Lucke schon selbst aus „Pits“, Kampfgruben, gerettet hat. Er weiß genau, wo illegale Züchter in Thüringen ihr Unwesen treiben. „Manchmal sind das Hartz-4-Empfänger, die ihr Geld aufbessern wollen, manchmal professionelle Banden“, erklärt er im Gespräch mit Thüringen24.
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Thüringen: Drohungen und die Geld-Frage
Luck und sein Team spüren die Züchter auf, durch ein über Jahre gewachsenes Netzwerk geht das schnell. Luckes Team arbeitet dazu eng mit Behörden zusammen, man kennt sich, hilft sich gegenseitig. Der ehemalige Türsteher kennt „seine Pappenheimer“, hat Gespür für neue „schwarze Schafe“ in der Region. Das brachte ihm schon Drohungen ein, zerstochene Reifen, Aufrufe zum Angriff auf offener Straße. Er gibt sich gelassen: „Ich war 36 Jahre Türsteher. Ich suche die Gewalt nicht. Für den Tierschutz aber…ich sage mal, ich weiß mich zu verteidigen“, gibt er preis. Ein harter Hund – mit viel Herz.
Es scheint so, als hätten für den Kampf hochgezüchtete Hunde und missverstandene Rassetiere in Luck einen Meister gefunden, der ihnen endlich das gibt, was sie brauchen: Verständnis, Ruhe und Regeln. Er achtet sehr darauf, dass seine ehrenamtlichen Helfer in Thüringen gut ausgebildet sind – und er selbst lernt „jeden Tag noch was dazu“, wie er sagt. Dabei achtet er darauf, dass die (vom Veterinäramt abgesegneten) Ausbildungen auch bezahlbar sind.
Die Finanz-Frage klärt sich wiederum durch das große Netzwerk, auf das Luck zurückgreifen kann. Das basiert auf der Initiative „Tattoo Angels“, über das Tätowierer in ganz Deutschland Geld für den Tierschutz spenden. Aus den Töpfen finanziert sich auch Lucks Projekt. 2.000 registrierte Tätowierer nehmen bereits teil. „Was Bob Geldof mit Live Aid geschafft hat, machen wir über Tattoo-Studios. Wir bringen Künstler zusammen, die sich für die gute Sache einsetzen“, erzählt der Tierschützer.