Ganz Deutschland hat am Sonntagabend (24. September) auf das Ergebnis der Wahl in Nordhausen geschaut. Schafft es die AfD erstmals, einen Politiker in das Amt des Oberbürgermeisters zu hieven? Oder macht der bei vielen schon abgeschriebene Amtsinhaber Kai Buchmann (parteilos) doch noch das Rennen.
Die Auszählung der Stimmen im thüringischen Nordhausen entwickelte sich zu einem echten Drama. Nach 31 von 42 ausgezählten Stimmbezirken lag AfD-Politiker Jörg Prophet genau gleichauf mit dem bisherigen Oberbürgermeister Kai Buchmann. Jetzt ist das vorläufige Ergebnis zur Stichwahl endlich da.
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Wahl in Nordhausen ausgezählt
Und das ist eine echte Überraschung für viele Beobachter. Denn Kai Buchmann hat am Ende mehr Stimmen geholt als sein Kontrahent und verhinderte damit den ersten AfD-Oberbürgermeister. Prophet galt im Vorfeld als Favorit, weil er beim ersten Wahldurchgang deutlich mehr Stimmen als Buchmann bekommen hatte (mehr hier). Für die absolute Mehrheit reichten die 42,1 Prozent des AfD-Manns allerdings nicht.
Daher musste der „AfD-Prophet“ sich Kai Buchmann in einer Stichwahl stellen, der beim ersten Wahlgang nur auf 23,7 Prozent der Stimmen kam. Am Sonntag ging Nordhausen nun also erneut zur Wahlurne, ohne die Chance für SPD-Politikerin Alexandra Rieger (18,6 Prozent) und CDU-Mann Andreas Trump (11,2 Prozent) oder die Vertreter von Grünen und FDP zu wählen. Mit vereinten Kräften aus den demokratischen Wählerlagern fiel die Wahl am Sonntag in Nordhausen auf den parteilosen Kai Buchmann. Wie das Wahlamt am Abend mitteilte, setzte sich dieser mit 54,9 Prozent zu 45,1 Prozent der Stimmen gegen seinen Kontrahenten durch. Der „AfD-Prophet“ ist nach seinem Höhenflug im ersten Wahlgang unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet.
Irre Szenen im Ratssaal
Ein schwerer Schlag für die thüringische AfD, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wird. AfD-Rechtsaußen Björn Höcke und seine Parteikollegen hatten zuvor mit Robert Sesselmann den ersten AfD-Landrat im Amt im thüringischen Sonneberg gefeiert. Es folgte der erste AfD-Bürgermeister in der Kleinstadt Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt. Mit der Schlappe am Sonntag ist nun der erste AfD-Oberbürgermeister in einer deutschen Stadt verhindert worden.
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Das sorgte für eine irre Begeisterungswelle im Ratssaal von Nordhausen. Die Auszählung wurde dort von Applaus begleitet, immer dann, wenn Buchmann vorn lag oder sein Vorsprung sich vergrößerte. Draußen vor dem Gebäude versammelten sich kurz vor Bekanntgabe des Ergebnisses Dutzende Menschen und jubelten. Einige hatten Plakate dabei, die sich gegen die AfD richteten. Als das Ergebnis bekannt wurde, brach langanhaltender Jubel im Ratssaal aus. Buchmann ging umher und reichte jubelnden Anhängern seine Hände und umarmte Mitstreiter. (mit dpa)