Selbst unter ihren Fans kennen ihre Gesichter wohl die Allerwenigsten. Nur mit Maske und unter Pseudonymen treten sie auf, die Identitäten der Musiker wurden lange Zeit verheimlicht. Die Thüringer Band „Weimar“ brachte im letzten Jahr ihr Debütalbum auf den Markt und schaffte es aus dem Stand auf Platz fünf der Album-Charts. Gut ein halbes Jahr später ist sie mittendrin in einem fetten Shitstorm. Die Vorwürfe wiegen schwer.
Und ziehen jetzt Konsequenzen nach sich. Ihre Tour wurde vom Veranstalter abgesagt, ihr Label schmeißt sie runter. Am Ende bleibt mal wieder die Frage. Wie konnte es so weit kommen mit der Band in Thüringen?
Thüringen: Neonazi-Band aus dem Freistaat?
Wenn du am Freitag (10. Februar) auf der Homepage von „Universal Music“ nach den neuesten Veröffentlichungen der Band „Weimar“ suchst, landest du im nirgendwo. Die Band-Seite wurde auf der Homepage des Labels kurzfristig gelöscht. Auf Google war der Link zu diesem Zeitpunkt noch zu finden, er führte aber ins Nichts.
Einen Tag vorher sorgte eine Recherche des „Spiegel“ für ein Beben. Von antisemitisch klingenden und demokratiefeindlichen Texten war hier die Rede. Das Magazin wollte herausgefunden haben, dass mehrere Mitglieder der Band aus der einschlägigen Neonaziszene im Freistaat stammen. Auf die Vorwürfe konfrontiert, spricht ihr Label davon, dass die „Situation absolut inakzeptabel“ sei und den Werten des Unternehmens widerspreche. Die Beziehung zur Band sei sofort beendet worden, so eine Universal-Music-Sprecherin gegenüber dem Magazin.
Thüringen: Tour abgesagt
Wenig später zog auch der Veranstalter der Tour, „In Move“, nach – und sagte alle Termine kurzerhand ab. Auch ein Konzert im Central in Erfurt wäre dabei gewesen. „Es stehen politisch mehr als bedenkliche Vergangenheiten im Raum“, so der Veranstalter. Diese wäre bislang nicht bekannt gewesen und liefen den Überzeugungen des Unternehmens zuwider. Bereits gekaufte Tickets könnten an den jeweiligen Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden, heißt es.
„Wir stehen gegen Rassismus, Antisemitismus und Faschismus und teilen diese Auffassung mit Euch! Aus diesem Grund stellen wir die Zusammenarbeit mit der Band Weimar ein.“
„In Move“ GmbH
Auch die übrigen Auftritte der Band fallen in diesem Jahr aus, berichtet der MDR-Thüringen. Auf dem Plan standen unter anderem Konzerte in Köln, Hamburg oder Frankfurt. Auch ein großes Metal-Festival schmiss die Jungs aus dem Programm.
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Nach dem Shit-Storm bekam auch der Thüringer Verfassungsschutz sein Fett weg. Katharina König Preuss von den Linken findet: Die Behörde hat versagt!
„Es ist schon ein starkes Stück, das dem mit 8.500.000 Euro Steuergeldern finanzierten Thüringer Verfassungsschutz durch die Lappen gegangen ist, dass langjährig bekannte Thüringer Neonazis offenbar unter einem neuen Bandnamen demokratiefeindliche, gewaltaffine und antisemitische Texte in Umlauf bringen und es ihnen gelingen konnte, den Vertrieb eines Albums über den größten Musikproduzenten der Welt zu befördern und auf Platz 5 der deutschen Albumcharts zu landen.“
Katharina König Preuss (Linke)
So viel ist klar: Die Geschichte hinterlässt nicht nur im Freistaat wieder einen bitteren Beigeschmack. Die Band selbst hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.