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Erfurt: Tafel-Chefin mit fataler Beobachtung – „Jeder zweite Bedürftige hier ist ein Kind“

Die Tafel in Erfurt bietet günstige Lebensmittel an. Die Chefin macht eine üble Beobachtung über die Bedürftigen – jeder zweite sei ein Kind!

Erfurt
© IMAGO/photothek

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Was für eine erschreckende Beobachtung in Erfurt! Die Tafel hilft tagtäglich Menschen in Not. Bedürftige können hier günstig an Lebensmittel kommen, dazu noch ab und an Spielzeug, Kleidung oder Hygieneartikel erhalten. Für die Bewohner von Thüringens Landeshauptstadt ist sie eine wichtige Anlaufstelle, um in Zeiten von Niedrig-Rente und Arbeitslosigkeit günstig an gutes Essen zu kommen.

Doch eines bereitet Andrea Kranhold, der Chefin der Tafel, großes Kopfzerbrechen. Sie arbeitet seit 25 Jahren dort, kennt die Nöte und Wünsche der Menschen in Erfurt wie kaum eine Zweite. Und macht eine fatale Beobachtung. Sie sagt zu Thüringen24: „Jeder zweite Bedürftige hier ist ein Kind!“

Erfurt: Tafel-Chefin mit fataler Beobachtung

Es sei oft der Fall, dass neben Rentnern, Flüchtlingen und Studenten auch Großfamilien vor den Toren der Tafel stehen. Kranhold: „Vor allem Alleinstehende mit Kindern oder Familien mit vielen Kindern sind oft auf uns angewiesen. Der Kinderanteil an Bedürftigen hier in Erfurt ist leider relativ hoch.“

Sie warnt davor, dass Kinder so in eine Negativspirale geraten können, die vor allem das soziale Leben der Kleinen beeinträchtige. Die Tafel-Chefin: „Wenn das Geld knapp ist, sparen viele Eltern an der sozialen Teilhabe ihrer Kinder. Sie können dann beispielsweise nicht mit ins Kino oder auf Klassenfahrt.“ Das wiederum wirke sich auf den Freundeskreis aus, die Kinder würden sozial isoliert – einfach nur, weil das Geld fehle.

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„In Thüringen gibt es seit Jahren Kinderarmut“

Carsten Nöthling vom Kinderschutzbund Thüringen kann dem nur zustimmen. Er sieht vor allem zwei Faktoren dafür, dass viele Kinder im Freistaat und speziell in Erfurt von Kinderarmut betroffen sind. Nöthling zu Thüringen24: „Man muss sehen, wieviele Menschen hier Sozialhilfe und Bürgergeld kassieren. Wenn die Eltern arm sind, wird ein Kind nicht plötzlich reich. Dazu gibt es hier in Thüringen viele kleinere Betriebe, die außertariflich zahlen. Wir haben hier keine Industrie, wie beispielsweise in Bayern oder Baden-Württemberg.“ Die Arbeitnehmer würden oft knapp über dem Mindestlohn verdienen.


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Positiv betrachtet er aber die Rolle der Tafeln. Die seien in der Region lange etabliert und würden entsprechend gut angenommen. „Sie haben schon den richtigen Blick für die Bedürftigen. Dennoch ist es schade, dass die Tafeln eine Dimension steuern müssen, die so groß ist. In Thüringen gibt es seit Jahren Kinderarmut. Das lässt sich nicht wegdiskutieren“, so Nöthling.

++ Hier gibt es mehr Informationen zur Arbeit und zu Spendenmöglichkeiten für die Erfurter Tafel ++