Veröffentlicht inErfurt

„Lost Place“ mitten in Erfurt! Endlich gibt es Hoffnung für den „Schandfleck“ am Juri

Ein „Lost Place“ mitten in Erfurt kann jetzt endlich verkauft werden. Der Weg dahin war alles andere als einfach.

lost place erfurt
© Privat

Das ist Thüringens Landeshauptstadt Erfurt

Erfurt ist die Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen. Sie ist mit 214.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundeslandes. Erfurt wurde im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums im Jahr 742 erstmals urkundlich erwähnt.

Es ist der letzte große „Schandfleck“ auf dem Juri-Gagarin-Ring in Erfurt. Ganz früher war hier einmal die Fahrradmanufaktur Einhorn drin, später wurde es dann als Bürogebäude genutzt. Etwa um die Jahrtausendwende wurde das Gebäude allerdings zum „Lost Place“ und verfällt seitdem mehr und mehr.

Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. Nach einem siebenjährigen Kampf schaffte es ein Immobilienberater endlich, alle Gebäudeanteile zusammen zu tragen. Einfach war das nicht. Über die Jahre war die Eigentümergesellschaft des „Lost Place“ auf stolze 35 angewachsen – und war in der ganzen Welt verteilt.

„Lost Place“ verfällt mitten in Erfurt

„Ich hatte vor sieben Jahren damit angefangen und gesagt: ‚Mensch, jetzt kümmerst du dich darum.‘ Aber dann kam eben heraus: Es wird nicht ganz so einfach, die Nummer“, erzählt der Erfurter Michael Kessler von Immobilien Point 24 im Thüringen24-Gespräch.

+++ „Lost Place“ in Thüringen: Ofen aus! Hier gingen schon lange keine Brötchen mehr über den Tresen +++

Das Problem ist einfach erklärt: Das Gebäude gehörte gleich mehreren Eigentümern. Keiner davon lebte in Erfurt, geschweige denn in Deutschland. Im Jahr 2000 ging der Besitz von einem Mineralölkonzern zurück auf eine jüdische Familie. „Damals waren es noch acht Eigentümer“, erklärt Kessler. „Ein Anwalt wollte sich dann darum kümmern und wollte das Gebäude verkaufen. Und einer von diesen acht wollte nicht.“

  • lost place erfurt
  • lost place erfurt
  • lost place erfurt
  • lost place erfurt
  • lost place erfurt
  • lost place erfurt
  • lost place erfurt

„Teilweise haben 15 bis 20 Leute drin gewohnt“

Also blieb das Gebäude brach liegen und mit jedem Jahr verschlimmerte sich der Zustand. „Teilweise haben dann auch, ich sage mal, 15 bis 20 Leute drin gewohnt“, sagt Kessler. „Sie haben das dann als Unterschlupf genutzt, weil sich halt auch keiner zuständig gefühlt hat.“ Als er dann selbst anfing, den Fall von vorne aufzurollen, wurde ihm erst klar, auf was er sich da eingelassen hat.

lost place erfurt
Michael Kessler kann den „Lost Place“ am Juri in Erfurt endlich verkaufen. Foto: Redaktion / Benjamin Pogadl

Er knüpfte die ersten paar Kontakte zu den Eigentümern und bekam schließlich eine Vollmacht. „Dann haben wir ein Grundbuch gezogen und dann kam eben heraus, dass es nicht mehr acht Teilnehmer, sondern 35 sind. Und die waren dann auch nicht ‚nur‘ in Belgien, Luxemburg, Frankreich sondern in den USA in Israel und so weiter. Das war schon eine Hausnummer.“

„Lost Place“ in Erfurt soll verkauft werden

Es half nichts: Kessler und sein Team mussten in mühevoller Kleinarbeit einen Eigentümer nach dem nächsten abklappern. „Das waren wirklich harte Jahre, um da wieder die Kontakte zu knüpfen“, erinnert sich der Immobilienberater schmerzlich. „Die kannten sich ja untereinander auch nicht mehr.“


Mehr spannende Themen:


Nach und nach kam dann aber ein Teil nach dem anderen zusammen – bis dann der Besitz schließlich komplett aufgekauft werden konnte. Was jetzt mit dem Gebäude geschieht, steht aber noch nicht ganz fest. Kaufinteressenten gebe es wohl schon, sagt Kessler, konkret wurde bisher aber noch nichts. „Uns wäre es nicht egal, aber wir sind da offen, was man da reinmachen kann“, sagt Kessler. „Durch die verschiedenen Gespräche hätten wir aber auch schon Ideen.“ Die Erfurter dürfen also gespannt sein, was am Juri demnächst so alles passiert.