Ob das regnerische Wetter alleine dran schuld war? Die Ersatzparty für den geplatzten Erfurter Karnevalsumzug hat am Sonntag (19. Februar) jedenfalls weniger Jecken angelockt als erwartet.
Im Vorfeld hatte die kurzfristige Absage des Umzugs unter den Karnevalsvereinen für heftige Kritik gesorgt. Einige kündigten sogar einen Boykott an. Der Tenor unter den Narren in Erfurt ist eindeutig: Im nächsten Jahr muss wieder ein Umzug her! Koste es, was es wolle. Jetzt steht aber auch auch ein ganz neuer Vorschlag im Raum.
Erfurt: Karnevalsparty auf dem Domplatz
Für Party-Größen wie Mickie Krause, Samu und Isi Glück reichte das Budget – den Umzug hätten sich die Stadt Erfurt und der GEC (Gemeinschaft Erfurter Carneval) nach eigenen Angaben aber nicht leisten können (wir berichteten). 150.000 Euro hätte es nach der Darstellung der Stadtverwaltung für den Umzug gebraucht. Etwa 100.000 Euro konnten die GEC und die Landeshauptstadt letztlich aufbringen.
Besonders übel stieß den Karnevalsvereinen dabei auf, wie kurzfristig sie die Entscheidung erreichte. In einem Facebook-Beitrag vom Samstag (18. Februar) brachte der Schwanseer Carnevals Club (SCC) die Enttäuschung noch einmal auf den Punkt. „Die offizielle Meldung zum Faschingsumzug in Erfurt kam immer sehr spät“, ist dort zu lesen. „Die Wartehaltung war nie bequem, aber vertraut. Diese Session dauerte ungewöhnlich lange.“
Erfurt: Vereine boykottieren Alternativprogramm
Der Verein ahnte aber bereits, was der Grund dafür sein könnte. Anfang Februar, nur wenige Wochen vor dem geplanten Umzug, kam dann die finale Absage für den Höhepunkt des Thüringer Karnevals. Das Alternativprogramm auf dem Domplatz war für viele Jecken dabei nur ein zu kleines Trostpflaster. „Ein karnevalistisches Altstadtfest auf dem Domplatz unter den Fittichen der Kulturdirektion. ‚Karneval raus, Stadt rein‘ könnte man auch sagen“, so der Beitrag des SCC weiter.
Besonders enttäuscht ist der Karnevalsverein darüber, dass sie über die Absage erst aus der Zeitung erfuhren. „Adressiert die Nachricht über den Ausfall des Umzuges künftig an uns, vielleicht sogar schon vor Weihnachten. Das geht übrigens auch via Mail“, schließt der SCC-Beitrag. Der Verein hatte sich dazu entschlossen, am Sonntag lieber dem Umzug in Kölleda beizuwohnen.
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Erfurt: Heitere Stimmung auf dem Domplatz
Die knapp 10.000 Jecken, die sich am Sonntag auf dem Domplatz einfanden, ließen sich von der ganzen Diskussion die Stimmung nicht verderben. „Ich habe heute ganz viele feierwütige Menschen erlebt“, erzählt Schlagerstar Daniel Samorey (Samu) im Thüringen24 Gespräch. Er selbst ist in einem Erfurter Karnevalsverein aktiv und kann die Kritik am Alternativprogramm nur bedingt nachvollziehen. „Ich finde, wenn einem das nicht gefällt, ist das völlig in Ordnung, dass man da nicht hingeht“, sagt Samu. „Wenn man das Geld aber nicht ausgegeben hätte, wäre es schwer zu rechtfertigen, im nächsten Jahr an das Geld zu kommen.“
Besonders gefreut hat Samu, wie viele Familien sich am Sonntag auf dem Domplatz eingefunden hatten. Gerade nach der langen Corona-Flaute habe ihn ein solch harmonisches Familienfest „ganz glücklich gemacht“. Natürlich wünscht auch er sich für das nächste Jahr ein Come-Back des Erfurter Umzuges – er könnte sich aber auch eine ganz andere Alternative vorstellen: Ein Umzug durch die Stadt mit einem Abschlussfinale wie in diesem Jahr auf dem Domplatz! Vielleicht ja die Geburtsstunde einer ganz neuen Tradition?