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Höcke (AfD) will zurück zur DDR-Schule – Lehrkräfte machen da nicht mit: „Geschichtsvergessen“

Ostalgie-Vorschlag aus der AfD: Die Rechtsaußen-Partei um Björn Höcke will in der Bildungspolitik in Teilen zurück zur DDR-Schule.

Mit Höcke zurück zur DDR-Schule?
© IMAGO / dts Nachrichtenagentur, IMAGO / Wolfgang Schmidt

Spitzenkandidaten in Thüringen: Das ist Björn Höcke von der AfD

Am 1. September wählt Thüringen einen neuen Landtag. Die AfD führt aktuell in den Umfragen und könnte die Wahl gewinnen. Spitzenkandidat ist Fraktionsführer Björn Höcke

Die AfD träumt von einer Regierungsübernahme im Freistaat. In aktuellen Umfragen, kurz vor der Thüringen-Wahl, liegt die Höcke-Partei bei 30 Prozent. Ein zentrales Feld in der Landespolitik ist der Bereich Bildung. Hier plant Ex-Lehrer Björn Höcke mit seiner Truppe besonders viele Veränderungen – sogar in Teilen eine Rückkehr zur DDR-Schule!

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Wir haben bei Lehrkräften nachgefragt, was sie von den Plänen der Rechtsaußen-Partei halten.

Schule wie vor 1989? AfD fordert „Rückbesinnung“

Unter den 10 zentralen AfD-Forderungen zur Landtagswahl heißt es auf der Webseite der Partei:

„Die Thüringer Schulbildung hat nach fast zehn Jahren Rot-Rot-Grün einen Niveauverlust in noch nie dagewesenem Ausmaß erlitten. Dieses Problem muss durch weniger Ideologie an den Schulen, mehr Rückbesinnung auf erfolgreiche Konzepte der Wissensvermittlung in der DDR, mehr Lehrer und die konsequente Durchsetzung des Schulfriedens gelöst werden!“

Wahlversprechen der AfD zur Thüringer Landtagswahl

Können heutige Lehrerinnen und Lehrer, im 35. Jahr nach der Wende, mit einer „Rückbesinnung auf erfolgreiche Konzepte der Wissensvermittlung in der DDR“ etwas anfangen? Braucht es wirklich eine Teil-Rückkehr zum DDR-Schulsystem?

Lehrerverband: „Nicht eins zu eins zu übertragen“

Der Landesvorsitzende des Thüringer Lehrerverbandes (tlv), Tim Reukauf, sowie seine Stellvertreterin Laura Lachmann, zeigen sich skeptisch. In einer gemeinsamen Stellungnahme auf Anfrage unserer Redaktion schreiben sie: „Grundsätzlich halten wir es nicht für zielführend, Konzepte aus der Vergangenheit zu übernehmen.“ Zwar höre man von älteren Kollegen, dass „früher nicht alles schlecht war“, aber die Rahmenbedingungen hätten sich nun mal „massiv verändert“. Deswegen könne man Konzepte von früher „nicht eins zu eins übertragen“.

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Lehrer-Gewerkschaft GEW über Höcke-Forderungen: „Zerrbild der Realität“

Noch deutlich kritischer bewertet die GEW-Thüringen (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) die AfD-Forderung. Presse-Referent Dr. Michael Kummer stellt zudem in Frage, ob der angebliche „Niveauverlust“ an Schulen, den die Höcke-Partei behauptet, korrekt ist. Er verweist auf die positive Entwicklung bei den Abiturnoten in Thüringen. Diese Aussage der AfD sei „falsch und populistisch“ und zeichne „ein Zerrbild der Realität“.


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Kummer hält auch gar nichts davon, sich die DDR-Schule zum Vorbild zu nehmen: „Eine Rückbesinnung auf die DDR-Schule ohne deren schlechten Seiten zu benennen, ist geschichtsvergessen.“ Der GEW-Vertreter weiter: „Gesellschaft, Leben, Arbeit haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, Schule muss darauf heute anders reagieren als noch vor Jahren.“

Er nennt stattdessen das skandinavische Bildungssystem als Vorbild. Die Skandinavier hätten sich ursprünglich am Modell der polytechnische Oberschule (POS) orientiert, „dabei aber alles ideologisch Übergriffige entfernt und die Mitbestimmung der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler erhöht“.