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Bauern-Protest in Erfurt: Ramelow buhlt um Gunst der Landwirte – erfolglos! „Geh‘ Heim“

Bei der Kundgebung in Erfurt machten sich die wütenden Bauern aus ganz Thüringen Luft. Besonders Bodo Ramelow bekam dabei sein Fett weg.

Bauern-Protest Erfurt
© Redaktion Thüringen24/ Vanessa Schubert

Bauernstreik: Videos aus Berlin und Thüringen zeigen das Verkehrs-Chaos

Protestierende Landwirte legen in vielen Teilen Deutschlands am Montagmorgen den Verkehr lahm. Videos zeigen das Ausmaß des Verkehrs-Chaos.

Zum Start der neuen Woche gibt es in Thüringen offenbar nur ein Thema: die Bauern-Proteste. Denn im ganzen Freistaat zog es duzende Landwirte auf die Straße. Mit den Sparmaßnahmen der Ampel-Regierung sind sie alles andere als einverstanden (HIER bleibst du übrigens mit unserem Newsblog zu den Bauern-Protesten auf dem Laufenden).

Auch in die Landeshauptstadt Erfurt rollten am Montagmorgen (8. Januar) mehr als 1.600 Traktoren über die Straßen und legten den Verkehr in der kompletten Innenstadt und weit darüber hinaus lahm. Die Kundgebung am Juri-Gagarin-Ring Ecke Löberstraße zog mehrere Tausend Zuhörer an. Doch ein Gast war den Bauern ein Dorn im Auge: Bodo Ramelow.

Bauern-Protest in Erfurt lässt Ramelow nicht zu Wort kommen

Solch einen Aufmarsch hat es in Erfurt wohl noch nie gegeben. Denn nicht nur eine der Hauptverkehrsadern, der Juri-Gagarin-Ring, sondern auch die Staufenbergallee samt Nebenstraßen quollen über. Überall standen die Traktoren der Bauern, die unter anderem gegen die geplanten Aufhebungen der Subventionen und der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) protestierten. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes und Astrid Hatzel von der Agrargenossenschaft Schmalkalden-Schwallungen fanden deutliche Worte für die Lage der Bauern (HIER mehr dazu) und ernteten Beifall von den Zuhörern.

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Weniger wohlwollend reagierten die Bauern auf den Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Schon bevor dieser ein einziges Wort von sich geben konnte, hallten die Buh-Rufe lautstark gen Bühne. Kurz darauf brüllte die Menge „Hau ab“ im Kanon. Ramelow (er)trug die Missgunst mit Fassung. Das Ganze spitzte sich soweit zu, dass sogar Klaus Wagner mehrfach eingreifen musste und die wütende Stimmung zumindest teilweise wieder runterkochte.

Bauern-Protest in Erfurt: Ramelow zollt Landwirten Respekt

Doch ganz egal welchen Punkt seiner Rede der Thüringer Ministerpräsident anriss und wie sehr er es versuchte, die Gunst der Bauern konnte er nicht gewinnen. Bodo Ramelow zollte den Landwirten aufrichtig seine Anerkennung bezüglich der Hilfe in Hochwasser-Zeiten . „Es waren die Traktoren, wo man zuerst gesagt hat, man möchte sie versteuern und es jetzt wieder zurückgenommen hat – es waren diese Traktoren, die den Bürgern geholfen haben, als das Hochwasser in Windehausen den Menschen auf einmal bis an die Hauskante gestanden hat.“

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Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bekam bei seiner Rede während der Bauernproteste in Erfurt (Thüringen) viel Gegenwind. Foto: Redaktion Thüringen24/ Vanessa Schubert

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Auch wenn Ramelow mehrfach seine Solidarität mit den Landwirten zum Ausdruck brachte und verdeutlichte, dass die Regierung auf der Seite der Bauern stehe, drangen immer wieder „Geh Heim“-Rufe aus der Zuhörerschaft. Thüringens Ministerpräsident machte deutlich, dass Regionalität bei Lebensmitteln wichtig sei – vom Anbau, Produktion bis hin zur Belieferung der Schulkantinen. Doch seine Rede stieß auf wenig offene Ohren. „Wissen wir“, kommt es aus der einen Ecke der Zuhörer. „Der labert alles durcheinander“, kommentiert eine Frau lautstark. „Alle reden in Thüringen von dem Wolf, keiner über den Schäfer“, versuchte es der Thüringer Ministerpräsident erneut mit einem anderen Ansatz, „Ich möchte über den Schäfer reden…“. Doch noch bevor Bodo Ramelow den gedanklichen Bogen zu der Wichtigkeit der Bauern schlagen konnte, wurde er bereits erneut durch wütende Zwischenrufe und „Buh“-Rufe unterbrochen.


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„Ich versteh manch‘ einen Protest… doch hier mit einer Bananenflagge aufzukreuzen, geht in die falsche Richtung. Das hat nichts mit Solidarität gegenüber den Bauern zu tun“, kommentiert der Thüringer Ministerpräsident die wütenden Zwischenrufe einer Gruppe. Sie hielten Deutschland-Flaggen hoch, auf denen in der Mitte Bananen abgebildet waren. „Geh Heim“, schallte es erneut. Vermutlich wäre es egal gewesen, welche Argumente für oder gegen die Sparmaßnahmen der Regierung gebracht hätte, sie wären auf taube Ohren gestoßen. Die Gunst der Landwirte haben Bodo Ramelow samt Berliner Regierung offensichtlich verloren.