- Die Nachfrage nach Zugverbindungen in Thüringen steigt – aber nicht überall
- Langfristig müssen einige Orte um ihre Haltestellen bangen
- Die Grünen wollen dagegen schwach ausgelastete Strecken stärken, um sie zu erhalten.
Das Thüringer Infrastrukturministerium erwartet eine steigende Nachfrage beim Personennahverkehr auf der Schiene bis 2022. Das geht aus einem Entwurf des Nahverkehrsplans hervor, den Infrastrukturministerin Birgit Keller (Linke) am Dienstag in Erfurt vorstellte. Demnach steigt die Nachfrage im Vergleich zu 2016 um 8 Prozent bis 2022, wie Prognosen ergaben. Allerdings weist das Ministerium darauf hin, dass die tatsächlichen Werte in der Vergangenheit oft etwas unter den erwarteten lagen. Den größten Zuwachs soll es auf der Strecke Saalfeld – Jena – Leipzig geben, wo die Querschnittsbelastung pro Tag um insgesamt 65 Prozent bis 2022 zunehmen könnte.
40 Bahn-Haltestellen in Thüringen mit weniger als 20 Reisenden
Grund ist hier der weitgehende Wegfall des Fernverkehrs. Doch es gibt auch Orte, in denen die Nachfrage extrem schwach ist. So listet das Ministerium in dem Entwurf 18 Haltestellen auf, an denen im Jahr 2016 weniger als 20 Ein- und Aussteiger pro Tag gezählt wurden. An 22 Zug-Haltestellen stiegen sogar weniger als 10 Menschen ein oder aus.
Auf lange Sicht ist Schließung möglich
Wie eine Sprecherin des Ministeriums betonte, ist bislang jedoch nicht vorgesehen, dass Haltestellen wegfielen. Ausgeschlossen seien Schließungen auf lange Sicht aber auch nicht.
Grüne: Streckenstilllegungen und Schließungen wird es mit uns nicht geben
Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Roberto Kobelt, teilte mit: „Wir wollen schwach ausgelastete Strecken mit einem besseren Angebot und der Verknüpfung mit Rad und Bus wieder stärken. Streckenstilllegungen und Schließungen von Bahnhalten wird es mit uns nicht geben.“
CDU kritisiert das Aus der Pfefferminzbahn
Die CDU-Landtagsfraktion kritisierte den Entwurf des Nahverkehrsplans in einer Mitteilung. Die Regierungskoalition betreibe Politik gegen die Regionen abseits der großen Städte, so Christina Liebetrau, Sprecherin für Infrastruktur der CDU-Fraktion. Als Beispiel nannte sie das Aus für die Strecke zwischen Buttstädt (Landkreis Sömmerda) und Großheringen (Weimarer Land), auf der die Pfefferminzbahn fuhr.
Buslinien sollen gefördert werden
Das Land will unter anderem auch den Busverkehr punktuell fördern. „Buslinien sollen zentrale Städte ohne direkte Zugverbindungen miteinander verbinden“, kündigte Ministerin Keller an. Als Beispiel nannte sie die Verbindung zwischen den Mittelzentren Eisenach – Mühlhausen – Sondershausen und Artern und von Suhl nach Hildburghausen/Coburg. Bereits 14 Buslinien seien als förderfähig anerkannt worden. Weitere sollen in diesem Jahr folgen.