- Weimarer Porzellan muss Insolvenz beantragen
- Könitz-Gruppe kann defizitäres Unternehmen nicht mehr halten
- Ungewisse Zukunft für Mitarbeiter in Blankenhain
Die Weimarer Porzellanmanufaktur Betriebs-GmbH hat am Donnerstag Insolvenz vor dem Amtsgericht Erfurt angemeldet. Das bestätigte eine Sprecherin der Könitz-Gruppe auf Thüringen24-Anfrage am Freitag. Das Traditionsunternehmen, das 1790 gegründet wurde und seinen Sitz in Blankenhain (Weimarer Land) hat, beschäftigt derzeit 64 Mitarbeiter. In Handarbeit werden dort verschiedene Porzellan-Artikel gefertigt.
Weimar Porzellan hat von Könitz-Gruppe gelebt
Im Januar 2007 kaufte die Könitz Porzellan GmbH das Unternehmen Weimar Porzellan. Seitdem ist die Manufaktur in Blankenhain Teil der Könitz-Gruppe. Doch finanziell war der Kauf für die Könitzer aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt nicht lohnenswert: „Weimar geht es nicht gut, ging es nicht gut und Weimar stand nicht mehr auf eigenen Beinen. Die Manufaktur hat von Könitz gelebt“, so Julia Buzási von der Könitz-Gruppe gegenüber Thüringen24.
Insolvenzantrag nach Geldforderung vom Zoll
Anlass für die Insolvenz war eine „sehr strittige Forderung vom Zoll“, die sofort vollstreckt werden musste. Zwar geht man bei der Könitz-Gruppe davon aus, dass man einen großen Teil des Geldes zurückbekomme, doch ändere das nichts an der defizitären Lage von Weimar Porzellan. Diese sei durch die politisch-ökonomischen Entwicklungen in Osteuropa – einem wichtigen Absatzmarkt – zunehmend unsicher geworden. Ein Relaunch vor zwei Jahren in Blankenhain mit neuem Logo, neuen Produkten und Angeboten habe nicht den erwünschten Erfolg erzielt, so Sprecherin Buzási.
„Geiz ist geil“-Mentalität contra Handwerk
An der Insolvenz ist nach Ansicht des Unternehmens teilweise auch die „Geiz ist geil“-Mentalität in Westeuropa schuld. Zum 225. Geburtstag von Weimar Porzellan feierte das Unternehmen ein „Bestehen mit Höhen und Tiefen“, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Schon im Jahr 2015 gingen die Umsätze immer weiter zurück. 2018 kam es für Weimar Porzellan zu einem neuen, „extremen Umsatzeinbruch, der sogar schlimmer war als die bisherigen“, so Julia Buzási. Der Könitz-Gruppe gehe es hingegen finanziell weiterhin gut.
Insolvenz ist „harte, betriebswirtschaftliche Entscheidung“
„Es ist eine harte, betriebswirtschaftliche Entscheidung, die wir treffen mussten“, merkt Buzási an. Als die Gruppe Weimar Porzellan kaufte, habe man immer an den Erfolg geglaubt und gewusst, dass zunächst Geld nach Blankenhain fließen müsse. Wie es mit den 64 Mitarbeitern dort nun weitergeht? „Dafür ist jetzt der Insolvenzverwalter zuständig“, sagt Buzási abschließend.