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Lecker nur mit Gemüse: Gartenliebe Weimar zeigt veganes Essen ohne Verzicht

Lecker nur mit Gemüse: Gartenliebe Weimar zeigt veganes Essen ohne Verzicht

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Auch frische Kräuter dürfen natürlich nicht fehlen. Foto: Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt

Rund 900.000 Menschen in Deutschland leben vegan. Wie lebt es sich mit diesem Verzicht auf tierische Produkte? Zum jährlichen Weltvegantag am 1. November haben wir die Gartenliebe, ein veganes Bistro in Weimar, besucht.

Wenn man die Gartenliebe betritt, fühlt man sich sofort wohl. Ein in grün gehaltener, kleiner Raum mit vielen Pflanzen und Holzmöbeln nimmt einen auf. Und doch würden viele das schicke kleine Lokal nicht für ein veganes Biobistro halten. Die Gerichte auf der Karte hören sich so lecker und niveauvoll an, dass das Fehlen von Fleisch und anderen tierischen Produkten erst auf den zweiten Blick auffällt. Und das ist durchaus Absicht.

Mit Genuss überzeugen

„Wir sind niemand, der mit dem erhobenen Zeigefinger kommt“, sagt Jens Richter, Gründer und einer der Köche der Gartenliebe. „Wir wollen mit Genuss überzeugen.“ Absichtlich hat Richter sein Bistro nicht offensichtlich als vegan gekennzeichnet. „Der Begriff vegan ist leider sehr negativ besetzt“, so Richter. Vegan ist aber nicht das einzige, worum es in der Gartenliebe geht. Vielmehr steht hier ein ganzheitlicher Ansatz im Vordergrund. So sind die Zutaten stets regional, saisonal und bio, ein Großteil der Lebensmittel erzeugt die Gartenliebe auf einem kleinen Hof selbst.

Keine Erdbeeren im November

Die Speisekarte wird darum einmal im Quartal überarbeitet. Denn auf den Teller kommt nur, was im Moment geerntet werden kann oder noch lagerfähig ist. „Ich kann doch nicht einfach im November Erdbeeren verkaufen“, gibt Richter zu Bedenken. „Für diesen Luxus bezahlen wir einen hohen Preis: die Löhne in den produzierenden Ländern sind schlecht, manches wird in Kinderarbeit hergestellt und wir richten damit unsere Umwelt zugrunde.“ Für die Futtermittel der meisten Nutztiere werde beispielsweise jeden Tag Regenwald von der Fläche von Baden-Württemberg gerodet, erzählt Richter.

„Unser Lebensstil macht uns krank“

Richter selbst ist kein gelernter Gastronom. Stattdessen kommt der Gründer aus dem strategischen Marketing. „Wie in so vielen Bereichen hat man auch in dieser Branche wenig Zeit und ernährt sich schlecht“, erzählt Richter. Als er durch diesen Lebensstil krank wurde, setzte bei ihm jedoch ein Umdenken ein. So schmiss Richter seinen Job und wurde Selbstversorger mit einem kleinen Hof in Umpferstedt nahe Weimar. Zu dem Bistro kam Richter nur durch Zufall, eigentlich wollte er zunächst einen Hofladen eröffnen. „Ich hatte in meinem Leben schon immer eine Affinität für Gastro“, schwärmt Richter. „Diesen heimlichen Traum habe ich mir mit meinem Team zusammen verwirklicht.“

Back to the roots

Durch seinen ganzheitlichen Ansatz möchte Richter ein Umdenken in der Bevölkerung bewirken: „Wir können nicht weiterhin so wirtschaften und glauben, dass das ewig so weiter gehen kann.“ Richter möchte den Menschen stattdessen zeigen, dass eine pflanzliche und regionale Ernährung problemlos möglich ist und zudem lecker und preisgünstig. „Ich möchte die Leute daran erinnern, wo sie eigentlich herkommen, dass man nicht jeden Tag Fleisch essen muss“, erklärt Richter. „Dabei geht es auch um die Gesundheit, denn wir alle ernähren uns durch die ganzen tierischen Produkte viel zu ungesund.“

Nur Gemüse kann verdammt gut schmecken

In der Gartenliebe sucht man allerdings vergeblich nach sogenannten Fleischersatzprodukten wie Tofu oder Soja-Fleisch. „Wir verwenden keine Fake-Produkte. Wir sind eine einhundert Prozent Gemüse-Küche“, so Richter. Und die kann wahrhaft vielseitig sein, wie die Gartenliebe zeigt: über 360 verschiedene Tagesgerichte hat Jens Richter mit seinem Team im vergangenen Jahr bereits konzipiert. Sogar die Gerichte mit Rosenkohl, für viele ein No-Go auf dem Teller, schmecken hier überraschend gut und leicht. Und genau darum geht es auch: Gemüsesorten wieder zu entdecken. „Kein Mensch weiß zum Beispiel, dass man Raps essen kann“, resümiert Richter. „Dabei schmeckt der so unglaublich gut.“ Die Gartenliebe zeigt damit, dass eine pflanzliche Ernährung keinen Verzicht darstellt – sondern im Gegenteil ganz neue Geschmackswelten eröffnet.

Gartenliebe als ganzheitlicher Ansatz

Die Gartenliebe ist aber lange nicht nur ein Bistro, auch der erwähnte Hof gehört dazu. Außerdem gibt es hier Kochkurse, einen Cateringservice und Coachings für Hotel- und Restaurant-Köche. Vor kurzem hat die Gartenliebe in Zusammenarbeit mit Leha, einer Lebensmittelfirma aus Sachsen-Anhalt, und vielen veganen Köchen ein veganes Kochbuch auf den Markt gebracht, „Vegan durch den Tag“. Auch dieses Projekt hat Richter quasi im Alleingang gestemmt. Im Moment ist Richter dabei, ein neues Projekt in Mellingen bei Weimar umzusetzen und sich damit einen lang gehegten Traum zu verwirklichen. Hier sollen auf einem größeren Hof ein Unverpackt-Laden sowie eine Gartenliebe-Manufaktur inklusive Bäckerei entstehen. Doch der rührige Gründer plant schon den nächsten Schritt: mittelfristig will er ein gemeinnütziges Gartenliebe-Franchising in ganz Deutschland aufbauen. „Wenn du wirklich was erreichen willst, hat es keinen Sinn, sich in die Ecke zu setzen und zu warten“, sagt Richter. „Man muss schon selbst anpacken.“

Wir verlosen ein Exemplar des veganen Kochbuches „Vegan durch den Tag“, das für jede Mahlzeit am Tag spannende vegane Rezeptideen gibt, von kinderleicht bis anspruchsvoll. Um an der Verlosung teilzunehmen, schickt einfach bis Montag, den 7. November, 23.59 Uhr eine Email an: gewinnen@th24.de