Neben der Bratwurst ist der Kloß eines der Thüringer Nationalgerichte. Was liegt da nicht näher, als dem Knödel ein Museum zu widmen! Das dachten sich mit Sicherheit auch die Menschen in Heichelheim, einem kleinen Ort nördlich von Weimar, wo der Anbau und die Verarbeitung von Kartoffeln große Tradition hat.
Der Ort wirkt ein bisschen so, als wenn hier die Zeit stehen geblieben wäre. Das Werksgelände der Kloßmanufaktur sieht noch immer aus wie eine DDR-Kolchose. Gleich neben der „Thüringer Kloß-Welt“ trifft sich eine Gruppe junger Männer, die sich zum Braten verabredetet hat. Klöße liegen allerdings nicht auf dem Grill. Einer von ihnen parkt seinen Trabi direkt davor. Als eine Frau die Gruppe passiert, gibt es Pfiffe und die Aufforderung, doch mal ein Nacktfoto vor dem Trabi mit sich machen zu lassen. Willkommen in Heichelheim.
Bällebad in Klößen
Für eingefleischte Fans des Kartoffelkloßes gibt es in dem Ort nicht nur ein Kloß-Museum, sondern eine ganze Kloß-Welt. Neben dem Museum gibt es ein Bällebad für alle jungen und junggebliebenen Leute, die schon immer gerne ein Bad in weißen, kloßähnlichen Bällen nehmen wollten. Natürlich dürfen ein Kloß-Imbiss sowie das Café Klößchen nicht fehlen, ebenso wie die Kloß-Post sind sie fester Bestandteil dieses ungewöhnlichen Ortes.
Für fünf Euro bekommen Erwachsene, die schon immer alles über Klöße wissen wollten, Eintritt in eines der skurrilsten Museen Thüringens. Im Museum ist unter anderem der Behälter zu sehen, in dem der weltgrößte Kloß an einem Kranhaken in Jena schwebte. Dieser Kloß hat es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Autos und Transporter, in denen Klöße ausgeliefert wurden, dürfen ebenso nicht in diesem besonderen Museum fehlen.
In einem begehbaren Kloß wird dem Besucher ein Werbevideo der Kloßmanufaktur gezeigt. Darin erfährt der geneigte Kloß-Fan, dass die Ablig Feinfrost GmbH nicht nur runde Kartoffelbälle herstellt, sondern auch Kartoffelpuffer, Erzgebirgsche Wickel-Klöße, Röstitaschen und Quarkkeulchen. Doch das ist nicht alles. Auch Eis wird in Heichelheim hergestellt. Deshalb gibt es im Kloß-Museum auch eine Ausstellung zur Eisproduktion. Diese ist zum Glück im Eintrittspreis enthalten.
Fehlendes Kapitel in der Kloß-Ausstellung
Dringende Fragen des Lebens beziehungsweise aller Kloß-Fans werden in der Kloß-Welt endlich beantwortet: Warum verdanken wir Manfred Krug das Kloßmuseum? Wie kamen die Kartoffeln ins Weimar Land? Thüringer Kloß, wo kommst du her? Warum schwimmen Thüringer Klöße? Spoiler: Es liegt an der im Kloß enthaltenen Wassermenge und der sich ändernden Dichte während des Garens.
Das wahrscheinlich älteste Kloß-Rezept stammt von Pfarrer Friedrich Timotheus Heym aus Effelder-Rauenstein (bei Sonneberg in Südthüringen) aus seiner handschriftlich überlieferten „Topographie des Pfarrspiels Effelder“ (1808-1814).
Natürlich darf auch nicht der kleinste Kloß der Welt, der die Größe eines Stecknadelkopfes besitzt, nicht fehlen, genauso wie Verpackungen aus DDR-Zeiten. Abgerundet wird die Kloß-Ausstellung mit der historisch bedeutsamen Erwähnung in den Digedag-Comics, den Heldem aus dem Ost-Kult-Comicheft „Mosaik“.
Doch ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Thüringer Klöße fehlt! Das berühmte Kloß-Lied von Fritz.