Rund 60 Menschen arbeiten bei dem betroffenen Unternehmen im Osten. Doch jetzt haben die Mitarbeitenden genug. Sie wollen sich nicht mehr länger hinhalten lassen. Deshalb haben sie gemeinsam mit ihrer Arbeitnehmervertretung nun ein Zeichen gesetzt.
Unternehmen im Osten geht auf die Barrikaden
Die Angestellten der Tool GmbH in Nettgau in Sachsen-Anhalt haben genug. Das hat die IG Metall mitgeteilt. Lange genug seien die Menschen dort hingehalten worden und hätten sich mit leeren Versprechungen und der Unleichbehandlung gegenüber der Muttergesellschaft Sonae Arauco Deutschland, die sich in deutlich schlechteren Gehältern, Sonderzahlungen und Arbeitszeitregelungen abgefunden Nun haben die Angestellten von Tool für faire Arbeitsbedingunge gestreikt.
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Die Tool GmbH werden Spanholz- und OSB-Platten gefertigt. Die IG Metall berichtet, dass dort rund um die Uhr gearbeitet werde. Um die Logistik für die Spanplattenfabrik von Sonae Arauco zu organisieren, seien Beschäftigte in die Firma Tool ausgegliedert worden. Doch während bei der Muttergesellschaft längst bessere tarifliche Standards gelten würden, arbeiten die Beschäftigten bei Tool wohl unter deutlich schlechteren Bedingungen. Die 40-Stunden-Woche sei hier Realität – deutlich mehr als in der Holz- und Kunststoffindustrie bundesweit üblich.
Gewerkschaft sieht „dringenden Handlungsbedarf“
Nach dem erfolgreichen Tarifabschluss bei Sonae Arauco, wo eine Heranführung auf eine 36-Stunden-Woche bis 2035 durchgesetzt und Sonderzahlungen auf niedersächsisches Niveau gehoben wurden, kämpft die IG Metall nun bei der Tool GmbH weiter. Das Ziel: Mittelfristig eine Annäherung an die in Westdeutschland längst üblichen Arbeitsbedingungen. Denn: Die 40-Stunden-Woche sei nicht mehr zeitgemäß. Eine kürzere Arbeitszeit sei laut Ansicht der IG Metall nicht nur gerecht, sondern auch notwendig, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten langfristig zu sichern. Daher fordere die Gewerkschaft eine Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich.
Auch beim Einkommen bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Stundenlöhne und Gehälter müssten deutlich angehoben werden, damit die Beschäftigten die steigenden Lebenshaltungskosten – etwa für Strom, Heizung und Lebensmittel – überhaupt noch stemmen können. Der gesetzliche Mindestlohn droht die Entgelte bei Tool zu überholen, wenn keine spürbare Erhöhung erfolgt. Das ist nicht nur beschämend, sondern auch ein klares Zeichen für die Notwendigkeit tariflicher Verbesserungen.

In der letzten Verhandlung Ende September hatte die Arbeitnehmervertretung ihre Forderungen bereits bekräftigt. Die Arbeitgeberseite verwies erneut auf die schwierige wirtschaftliche Lage und legte „lediglich ein Mini-Angebot“ vor: Eine Erhöhung der Sonderzahlungen von insgesamt 800 Euro auf über 2.000 Euro p.a.– aber eben nicht jetzt, sondern im Laufe der kommenden zehn Jahre. Für alle weiteren Forderungen der Gewerkschaft, beanspruchen die Arbeitgeber eine Kompensation.
Die IG Metall empfinde dieses Verhalten als Frechheit: „Die Beschäftigten bei Tool leisten tagtäglich einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Konzerns. Sie verdienen Respekt, Anerkennung und faire Bedingungen – nicht irgendwann, sondern jetzt. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Mitte November geplant. Bis dahin heißt es für die Beschäftigten, dass sie sich zusammenschließen müssen, um weiterhin Druck auf den Arbeitgeber auszuüben, auch an den anderen Tool-Standorten in Meppen und Beeskow.“
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Coca Cola äußerte sich zu dem Konflikt wie folgt: „Am 10. September 2025 hat die erste Runde der Tarifverhandlungen zwischen Coca-Cola Europacific Partners Deutschland (CCEP DE) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) stattgefunden. CCEP DE hat ein wirtschaftlich tragfähiges Angebot vorgestellt, das eine Entgelterhöhung von 1,5 Prozent für das Jahr 2026 vorsieht. Dieses Angebot trägt der aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Lage Rechnung und berücksichtigt die bereits erfolgten hohen Entgeltabschlüsse der vergangenen Jahre.“
Das Unternehmen habe die Belegschaft in der hohen Inflationsphase zwischen 2021 und 2023 mit einem Inflationsbonus von 3.000 Euro (netto) unterstützt und die Tarifentgelte seit 2023 insgesamt um 670 Euro pro Monat erhöht. Darin enthalten seien auch die bereits umgesetzte Entgelterhöhung von rund 3,5 Prozent (monatlich 170 Euro) seit März 2025.
„In den vergangenen erfolgreichen Jahren haben wir die Leistungen unserer Belegschaft mit hohen Entgeltabschlüssen anerkannt. Diese höheren Personalkosten tragen wir dauerhaft – in erfolgreichen Jahren genauso wie in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen, die durch Kaufzurückhaltung und weiter steigende Kosten geprägt sind. Wir haben unser Angebot daher bewusst so gestaltet, dass es sowohl die aktuell herausfordernde wirtschaftliche Lage als auch die bereits geleisteten hohen Entgeltabschlüsse der vergangenen Jahre berücksichtigt“, sagt Kathrin Flohr, Geschäftsführerin People & Culture und Arbeitsdirektorin bei Coca-Cola Europacific Partners Deutschland.
Das Unternehmen will die Entgelt-Tarifverhandlungen vom 10. bis 12. November 2025 fortsetzen.

