In Thüringen steht erneut ein Traditionsunternehmen vor dem Aus. Der Automobilzulieferer AE Group mit Sitz in Gerstungen beendet zum Jahresende die Produktion. Rund 700 Beschäftigte sind betroffen.
Trotz aller Sorgen wagte die Belegschaft etwas Neues. Am Mittwoch (29. Oktober) fand in Gerstungen eine betriebsinterne Jobbörse statt. Das berichtet jetzt der MDR. Doch was steckt dahinter?
Thüringen: Jobbörse für die Mitarbeiter
Hinter den Hallen der AE Group, das jahrzehntelang Aluminiumteile für große Autobauer fertigte, spielte sich in dieser Woche ein außergewöhnliche Szenen ab. Wo sonst Werkstücke produziert wurden, präsentierten sich nun potenzielle neue Arbeitgeber.
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Am Mittwoch (29. Oktober) wurde das Werk in Gerstungen kurzerhand zur Jobbörse. Rund 60 Unternehmen aus dem Thüringen und Osthessen kamen, um sich vorzustellen – und um die Fachkräfte zu werben, die nach der Werksschließung bald ohne Job dastehen. Jeweils zwei Stunden lang konnten die Beschäftigten in Schichten die Stände besuchen und sich über offene Stellen informieren.
Großer Andrang – aber auch gemischte Gefühle
Die Idee stammte von den Betriebsräten selbst. Nach einem Gespräch mit dem Bürgermeister griffen sie zum Telefon, nutzten ihre Kontakte zu Gewerkschaft und Kommunen. „Als Betriebsräte können wir stolz sein, was da draußen jetzt gerade stattfindet“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Michael Strunz zum MDR.
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In der Halle herrschte reger Betrieb. Kaum ein Stand soll verwaist gewesen sein. Den Beschäftigten wurde der Besuch als Arbeitszeit angerechnet, ein Zeichen des Respekts in schwierigen Zeiten. Auch Bürgermeister Daniel Steffan (CDU) sprach von einem gelungenen Format: „Die Hoffnung ist, dass möglichst viele eine Alternative finden in absehbarer Zeit“, sagte er zum MDR. Die Gemeinde wolle die Aktion fortsetzen und Anfang des Jahres eine zweite Jobbörse veranstalten.
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Trotz der positiven Stimmung bleibt Wehmut. Viele der Beschäftigten arbeiten seit Jahrzehnten in der AE Group. Wenn langjährige Kollegen ihre Schlüssel abgäben, gehe das ans Herz, so der Betriebsratsvorsitzende Strunz. Und so bleibt nur die Hoffnung, dass alle 700 Mitarbeiter zeitnah eine neue Anstellung finden.

