Kacper S. aus Jena hat ein Problem. Er kommt nach der Arbeit nicht mehr nachhause – zumindest nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und das, obwohl er ein Deutschlandticket hat.
Seine Bus-Verbindung wurde eingestellt, und nun hat er nur zwei Möglichkeiten: Entweder er wartet zwei Stunden auf den Bus, oder er läuft nach Hause. Ein „ernstes Problem“, wie er findet. Wie kann es passieren, dass ein Anwohner einer Großstadt in Thüringen nicht mit den Öffis nach Hause kommt? Thüringen24 hat bei der Stadt Jena nachgehakt.
Thüringen: „Gefährlicher“ Heimweg statt ÖPNV
Kacper S. wohnt in Jena-Cospeda und ist von Beruf Pfleger. Da er meist in der Spätschicht eingesetzt ist, endet sein Arbeitstag erst um 20.45 Uhr – und genau hier beginnt das Problem. Die Bus-Verbindung, die ihn in die Nähe seines Wohnorts bringt, fährt um 20.30 Uhr – also 15 Minuten, bevor er Feierabend hat. Der nächste Bus kommt erst wieder um 23.30 Uhr – also zwei Stunden später.
Damit hat Kacper praktisch keine Möglichkeit, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen, außer er wartet bis in die späten Abendstunden. „Ich besitze ein Deutschlandticket, aber die aktuellen Einschränkungen machen es praktisch nutzlos, wenn man abends aus der Arbeit zurückkommt“, schreibt er unserer Redaktion. Der rund zwei Kilometer lange Heimweg führt zudem steil bergauf und ist teilweise unbeleuchtet – „gefährlich und sehr anstrengend“, wie er findet.
Kacper ist frustriert. Denn das Problem besteht erst seit Kurzem: seit September 2025 wurden die meisten Anruf-Sammel-Taxis und Abendbusse eingestellt. Vorher konnte er ohne Schwierigkeiten nach Hause fahren – jetzt bleibt ihm nur noch der Fußweg. Und damit ist er nicht allein: Auch viele andere Anwohner aus Jena-Cospeda sind von den Kürzungen betroffen.
Stadt steht vor „finanziellen Herausforderungen“
Der Grund dafür, warum der Betrieb vieler Sammel-Taxis und Abendbusse eingestellt wurde, ist simpel: Es fehlen die nötigen finanziellen Mittel. „Die Stadt Jena steht derzeit, wie viele andere Kommunen auch, vor finanziellen Herausforderungen aufgrund gesunkener Steuereinnahmen. Aktuell besteht eine Haushaltssperre“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt Jena auf Thüringen24-Nachfrage.
Mit dem Doppelhaushalt 2025/26, den der Stadtrat im Dezember 2024 bestätigt hat, mussten auch im Bereich des Nahverkehrs Einsparungen beschlossen werden – bis zu 500.000 Euro pro Jahr. Grund dafür seien stark gestiegene Kosten des Nahverkehrssystems und Personalmangel.
„Bei der Umsetzung der Einspar-Vorgaben des Jenaer Stadtrates hat die Stadtverwaltung Vorschläge erarbeitet, die sicherstellen, dass weiterhin alle Stadtteile mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar bleiben“, so die Sprecherin. Dazu gehören eben auch eine Minderung der Fahrten (Taktausdünnungen), die Einstellung von wenig benutzen Buslinien und die Abschaffung von Anruf-Sammel-Taxi-Angebote (AST).
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Das AST-Angebot in Cospeda, welches Kacper S. zuvor genutzt hat, wurde gestrichen, weil zu wenige Leute es nutzten. Im Vergleich zu den hohen Kosten, das Sammel-Taxi auch weiterhin anzubieten, war die Nachfrage einfach zu gering. Kacper S. wird also wohl weiterhin den Weg nach Hause laufen müssen, oder knappe zwei Stunden auf den nächsten Bus müssen. Die finanzielle Lage der Stadt Jena lässt ein neues Angebot in der nahen Zukunft scheinbar nicht zu.

