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„Ändern nichts an der gegenwärtigen Situation“ – Scharfe Kritik von Thüringer Wolfs-Jägern

In Thüringen sorgt der Umgang mit dem Wolf erneut für Streit. Während das Umweltamt auf Abschreckung, kritisieren Jäger die neue Maßnahme.

© IMAGO/Martin Wagner

Diese Raubtiere leben in deutschen Wäldern

Raubtiere gibt es nicht nur in den tiefen Wäldern Nordamerikas oder Kanadas. Auch in Deutschland leben Tiere, die zu Raubtieren gezählt werden.

In Thüringen sorgt der Umgang mit dem Wolf erneut für Diskussionen. Nachdem das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) erstmals die gezielte Vergrämung von Wölfen genehmigt hat, formiert sich Widerstand – diesmal aus den Reihen der Jägerschaft. Der Einsatz von Gummigeschossen soll dafür sorgen, dass die Tiere ihre Scheu vor Menschen zurückgewinnen (wir berichteten). Doch viele Jäger halten das Vorgehen für wirkungslos.

Die Maßnahme betrifft das sogenannte „NAR-Rudel“ in den Forstämtern Frauenwald und Neuhaus. Hintergrund sind zwei Vorfälle, bei denen sich Wölfe Menschen auf weniger als 30 Meter näherten. Das TLUBN betont, die Tiere sollten nicht getötet, sondern abgeschreckt werden. Doch die geplante Umsetzung sorgt für Unverständnis.

Thüringen setzt auf Abschreckung – Jäger zweifeln

Thomas Hanf, Vorsitzender der Jägerschaft Suhl, findet deutliche Worte. „Seit dieser Plan mit den Gummigeschossen veröffentlicht wurde, steht mein Telefon nicht still und es reißen die Anfragen nicht ab“, sagt er im Gespräch mit dem Freien Wort. Er nennt die Entscheidung „einen schwachen, wenn nicht lächerlichen Versuch der Politik, die Bedenken der Menschen zu zerstreuen“.

+++ Thüringen will durchgreifen! Doch der Wolf ist nicht das Problem +++

Die Genehmigung gilt ausschließlich für geschulte Mitarbeiter von ThüringenForst. Sie sollen die Gummigeschosse abfeuern, wenn sich Wölfe Menschen nähern. Hanf zweifelt an der praktischen Umsetzbarkeit: „Sooft ich im Wald unterwegs bin, habe ich noch nie einen Forstarbeiter mit geschulterter Waffe getroffen.“

„Ein absoluter Unsinn“

Um die Wirkung der Gummimunition einschätzen zu können, holte Hanf Rat bei einem Waffenexperten. „Der hat sich halb totgelacht“, berichtet er. Denn die Gummigeschosse könnten ausschließlich aus Schrotläufen verschossen werden und seien „wesentlich ungenauer“. Eine sichere Zielentfernung liege bei unter 50 Metern. „Wenn man treffen will, da muss man ganz schön nah dran sein“, sagt Hanf. Deswegen sei für ihn die ganze Aktion auch „absoluter Unsinn“.

Auch wenn die Munition nicht tödlich sei, könne sie schmerzhaft treffen. „Ein Geschoss verlässt den Flintenlauf mit bis zu 450 Metern in der Sekunde“, erklärt der Jäger. „Ähnliche Geschwindigkeiten dürfte auch die Gummiversion aufnehmen.“

Thüringen im Spannungsfeld zwischen Schutz und Sicherheit

Während das Land Thüringen auf einen Ausgleich zwischen Menschenschutz und Tierwohl setzt, fordern Jäger ein umfassenderes Wolfsmanagement. Hanf sieht Handlungsbedarf bei der wachsenden Population: „Seriöse Wissenschaftler haben aktuell in Deutschland bis zu 5000 Wölfe verortet. Damit hat unser Land die höchste Wolfsdichte der Welt.“



Der Suhler Jäger fordert eine Regulierung der Bestände – vor allem in Regionen, in denen der Wolf häufig vorkommt. „Gummigeschosse ändern nichts an der gegenwärtigen Situation. Sie dienen nur der Beschwichtigung“, sagt er. Zwar könne man damit die natürliche Scheu der Tiere kurzfristig wiederherstellen, doch langfristig bleibe das Problem bestehen.

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