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Thüringen: Neuer Touristen-Hotspot in der Mangel – „Lebensraum für immer verloren“

Ein neues Ausflugsziel in Thüringen soll eigentlich ein Touristen-Magnet werden – die öffentliche Begeisterung hält sich bisher aber in Grenzen.

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Mit dem Start in den Oktober ist in Thüringen ein neues Ausflugsziel eröffnet worden: Die HEX Erlebniswelt in Rothesütte im Landkreis Nordhausen. Die Anlage hofft besonders mit ihrem besonderen Highlight – dem 70 Meter hohen Aussichtsturm in Gestalt eines riesigen Hexenbesens – bei Touristen punkten zu können.

Das millionenschwere Projekt stößt seit seiner Eröffnung auf ein geteiltes Echo. Während viele den neuen Touristen-Hotspot im Harz feiern, gibt es auch teils extrem kritische Stimmen.

Thüringen: Neuer Harz-Hotspot

Der Harzer „Besenstiel“ soll ein Publikumsmagnet im Norden Thüringens werden. Neben der außergewöhnlichen Optik bietet die rund 17 Millionen Euro teure Anlage auch jede Menge Action: Gäste können vom Turm aus in 70 Metern Höhe über zwei lange Rutschen wieder hinuntergleiten – wenn es nicht regnet. „Eine Rutsche führt dich über fast 100 Meter Länge rasant nach unten, die andere überrascht mit interaktiven Effekten und macht jede Fahrt einzigartig“, heißt es von der HEX Erlebniswelt.

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Doch der erhoffte Begeisterungssturm bleibt bislang eher aus. In den sozialen Medien hagelt es Kritik – besonders am Design des Turms. Viele finden, dass der Bau weniger an einen Hexenbesen erinnert – sondern eher an eine „Klobürste“. Facebook-Nutzerin Tessa schreibt: „Wer sich das hat einfallen lassen und die Baugenehmigung gegeben hat, denen gehört der Arsch versohlt.“ Auch die Aussicht von oben scheint sie nicht zu überzeugen: „Von oben kann man die baumlosen Hänge im Harz betrachten und dort, wo noch Bäume standen, werden ein paar Hektar mit dem Teil und riesigen Parkplätzen hingebaut, die Fläche versiegelt.“

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Thüringen24 fragt nach: Was genau stört sie denn so an dem Hexenbesen? „Was mich eben so ärgert ist die Versiegelung der Fläche und der damit verbundene für immer verloren gegangene Lebensraum für Tiere, Vögel und Insekten, der dazu noch von Besucherströmen zugemüllt wird“, macht die Userin deutlich.

Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU, 2.vr.) und Nordhausens Landrat Matthias Jendricke (SPD, 3.vl) eröffnen das Harzer Hexenreich „Hex“ mit einem symbolischen Banddurchschitt.

Deutliche Kritik an Touristen-Hotspot

Während sich die Betreiber der HEX Erlebniswelt viele Besucher wünschen, sieht Tessa genau darin ein weiteres Problem. Sie kritisiert, die Verkehrsinfrastruktur in Nordhausen sei für den Ansturm gar nicht ausgelegt: „Es wurde einfach nicht daran gedacht, dass Nordhausen eine marode Verkehrsinfrastruktur hat. Wir ersticken in Straßenbaustellen und damit verbundenen Umleitungen. Brücken werden des Zustands wegen, geschwindigkeits- oder tragkraftbegrenzt, werden eingeengt oder ganz gesperrt, die Folge sind Umleitungen. Und da sollten, den Betreibern des Hexenbesens zuliebe, jeden Tag eine Menge Reisebusse und hunderte an Autos das Verkehrsdesaster noch verstärken?“, so die Facebook-Nutzerin. Ihr Fazit: Die Brücken und Straßen hätten das Geld deutlich besser gebrauchen können.


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Aus Tessas Sicht ist der XXL-Besen auch keine Investition in die Zukunft. „Ich bin mir ganz sicher, dass das Teil nie aus den roten Zahlen kommen wird“, schreibt sie – und vergleicht den Hexenbesen mit den Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Jahrzehntelang seien Eisenbahnromantiker aus ganz Deutschland in den harz gekommen, um einmal mit der alten Dampflok zu fahren. „Viele waren einmal da, manche mehrmals. Doch es waren eben alle. Es kommt keiner mehr oder mindestens die Massen wie einst. Was ist das Resultat? Die HSB kraucht finanziell auf dem Zahnfleisch.“

Tessas Beitrag stößt online auf viel Zustimmung – doch nicht alle teilen ihre Meinung. Einige Nutzer verteidigen das Projekt. Hier ein paar Beispiele:

  • „Warum muss immer alles Neue im Land, was etwas Leben, Tourismus und dadurch auch Geld ins Land bringt, schlecht gemacht werden? Ich verbuche es mal unter ‚Meckerer gibt es immer!'“
  • „Viele von uns leben doch vom Tourismus. So können wir dankbar für jede Attraktion sein. Ohne mutige Investoren wären hier im Harz doch schon längst die Lichter ausgegangen.“
  • „Tolle Idee, sieht fantastisch aus.“

Eine weitere Nutzerin zeigt sich grundsätzlich positiv, äußert aber Zweifel, ob sich das Projekt langfristig lohnen wird. Das bleibt abzuwarten – schließlich hat die neue Attraktion gerade erst eröffnet. Und wie immer gilt: Geschmäcker sind verschieden!