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Thüringer Bauern kommen an ihre Grenzen! „Fehlende Strukturen“

Der Ökolandbau in Thüringen gerät zunehmend ins Stocken – darum macht der Bauernverband im Freistaat jetzt Druck.

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EU-Naturschutzgesetz: Greta Thunberg gegen deutsche Bauern

Vor dem EU-Parlament in Straßburg haben mehr als 300 Menschen für und gegen ein weitreichendes Naturschutzgesetz demonstriert. Unter den Befürwortern war auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg. Landwirtinnen und Landwirte vor allem aus Deutschland machten gegen das Gesetzesvorhaben mobil, über welches das EU-Parlament am Mittwoch abstimmt.

In Thüringen hat besonders der Ökolandbau in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Aber auch deutschlandweit setzen immer mehr Betriebe auf nachhaltige Bewirtschaftung und versuchen, ihre Ernte umweltfreundlich zu produzieren. Doch die Entwicklung verläuft nicht überall gleich schnell.

Im bundesweiten Vergleich hinkt Thüringen beim Ökolandbau nämlich hinterher. Trotz guter Rahmenbedingungen und verfügbarer Fläche kämpft der Freistaat mit strukturellen Problemen – die Landwirtschaft im Freistaat steht vor großen Herausforderungen.

Thüringen: „Es liegt nicht an (..) dem Willen der Landwirte“

529 Betriebe auf 64.363 Hektar: So viele Landwirte betreiben laut einer Mitteilung der Deutschen Presseagentur (dpa) derzeit in Thüringen einen ökologischen Landbau. Klingt zunächst nach ganz schön viel – entspricht aber in der Realität lediglich einem Anteil von 8,3 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtfläche. Damit liegt Thüringen im bundesweiten Vergleich auf einem der hintersten Plätze. Nur Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen schneiden noch schlechter ab. Doch warum ist das so?

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Der Experte für ökologischen Landbau beim Thüringer Bauernverband André Rathgeber benennt dazu klare Gründe für das langsame Wachstum: „Es liegt nicht an der Fläche oder dem Willen der Landwirte, sondern an den fehlenden Strukturen für Verarbeitung, Lagerung und Vermarktung im Freistaat“. Bedeutet konkret: Lange Transportwege und hohe Kosten machen die Produktion für viele Betriebe unwirtschaftlich. Zudem fehlen Investitionen in notwendige Infrastruktur fast vollständig.

Die Ziele sind nicht realistisch

Besonders bei der Lagerung zeigt sich der Rückstand in Thüringen deutlich. Bioerzeugnisse wie Getreide müssen aufgrund strenger Auflagen getrennt von konventionellen Produkten gelagert werden – doch die Kapazitäten dafür fehlen ebenso. Zwar wird derzeit in Schwabhausen bei Gotha eine neue Öko-Lagerhalle gebaut, Rathgeber bezeichnet das aber als Tropfen auf den heißen Stein: „Damit ist der Bedarf im Freistaat bei Weitem noch nicht abgedeckt“. Auch die Vermarktung macht vielen Betrieben zu schaffen. Der wachsende Preiskampf in Discountern und Supermärkten setzt die Landwirtschaft zusätzlich unter Druck. Thüringer Bio-Produkte können oftmals nur schwer konkurrieren, wenn die Transportwege unverhältnismäßig lang und die Kosten hoch sind.


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Die Bundesregierung hatte einst das Ziel, bis 2030 etwa 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland ökologisch bewirtschaften zu lassen. In Thüringen hält der Bauernverband dieses Ziel jedoch für unrealistisch. Fehlende Strukturen und das finanzielle Risiko schrecken viele Betriebe ab.

Thüringen braucht dringend gezielte Förderprogramme und Investitionen in die regionale Verarbeitung sowie Lagerung – ohne diese Maßnahmen droht der Ökolandbau im Freistaat ins Stocken zu geraten. Für die Landwirte bleibt die Lage angespannt. Rathgeber zieht ein nüchternes Fazit: „Fehlende Strukturen bremsen den Fortschritt des Ökolandbaus in Thüringen erheblich“. (mit nas/dpa)