Die Zahlen sprechen eindeutig für sich: Immer mehr Menschen und Unternehmen in Thüringen melden Insolvenz an. Im ersten Halbjahr 2025 mussten die Amtsgerichte in Thüringen über 1.173 Insolvenzen entscheiden – 74 Fälle mehr als noch im Vorjahr. Und die Tendenz ist ganz klar steigend, wie das Thüringer Landesamt für Statistik (TLS) mitteilt.
Nur von 14,4 der Verfahren waren Unternehmen betroffen. Der große Rest, also 85,6 Prozent, ging auf das Konto von Privatpersonen, ehemaligen Selbstständigen oder Nachlässen. Aber auch, wenn es auf den ersten Blick „nur“ ein kleiner Teil ist: Jede Firmenpleite zieht Beschäftigte, Kunden und Gläubiger mit runter. Die Folgen sind dabei heftig.
Zahlen zeigen: Thüringen kämpft mit Insolvenzen
169 Unternehmensinsolvenzen wurden in den ersten sechs Monaten laut TLS gezählt. Klingt nicht sonderlich viel, bedeutet aber: 1.268 Arbeitnehmer waren davon direkt betroffen. Im Schnitt also acht Jobs pro Firma. Besonders hart traf es den Handel, die Autowerkstätten und den Kfz-Bereich. Hier ist die Rede von 34 Insolvenzen. Auch die sogenannten freiberuflichen Dienstleistungen (wie Ingenieure oder Kanzleien) bekamen die Pleite-Welle mit 26 Verfahren zu spüren.
+++ Traditionsunternehmen aus Thüringen vor dem Aus! Mitarbeiter müssen zittern +++
Verarbeitendes Gewerbe? 23 Insolvenzen. Baugewerbe? 18 Insolvenzen. Am häufigsten traf es übrigens GmbHs (91 Fälle) und Einzelunternehmen (33 Fälle). Und: Für die Gläubiger geht es um richtig viel Geld. Die voraussichtlichen Forderungen allein aus Unternehmensinsolvenz beliefen sich auf 142 Millionen Euro – kurz gesagt: Ein Haufen Geld.
Für viele endet der Traum vom eigenen Geschäft
Noch deutlicher wird die Entwicklung bei den privaten Insolvenzen. Ganze 762 Verbraucher meldeten im ersten Halbjahr laut TLS Insolvenz an – das sind 11,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Durchschnitt steckten sie mit knapp 60.200 Euro in den roten Zahlen, der Median lag dabei bei 33.200 Euro. Insgesamt summierten sich die Forderungen der Gläubiger auf fast 46 Millionen Euro. Hinzu kamen weitere Fälle von ehemaligen Selbstständigen oder Gesellschaftern, sodass die Gerichte insgesamt 1.004 Verfahren bei den übrigen Schuldnern auflisten mussten.
Die Gerichte eröffneten 92 Prozent aller Anträge, dennoch mussten immerhin 85 Verfahren abgelehnt werden, da kein Vermögen mehr vorhanden war – also weil schlicht nichts mehr zu holen war. Sechs Verfahren endeten mit einem sogenannten Schuldenbereinigungsplan. Fazit: Die Pleite-Welle rollt. Für manche ist es nur eine Zahl in einer Statistik, für die Betroffenen ist es aber ein bitteres Aus ihres Geschäfts, das Ende ihrer Selbstständigkeit oder der geplatzte Traum vom eigenen Laden. Für Angestellte heißt es plötzlich: Job weg, Zukunft am Zittern.
Zahlen werden zu Schicksalen
Die nackten Zahlen zeigen, dass sich Thüringen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld bewegt. Weniger Kaufkraft, steigende Kosten und Unsicherheit sind für viele Unternehmen wie auch Privathaushalte eine große Herausforderung.
Das Landesamt für Statistik liefert die Daten – was sie am Ende für die Menschen bedeutet, zeigt sich im Alltag. Läden, die verschwinden. Bauprojekte, die nicht fertig werden. Oder Familien, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Schulden begleichen sollen. Eins ist klar: Die Insolvenz-Welle betrifft nicht nur anonyme Aktenberge und ein paar Zahlen in Amtsgerichten, sondern tausende echte Schicksale in Thüringen.

