Wohnraum ist auch in Thüringen knapp. Wohnungen sind heiß begehrt, schnell weg und kosten in vielen Teilen des Landes ein kleines Vermögen. Und wenn die Zeit drängt, sind viele gewillt, ein Downgrade einzugehen. Zumindest vorübergehend.
Doch wohnen in einem „Lost Place“? Das klingt eher wie der Anfang eines Horror-Films, eines sozialen Experiments oder eines Ablegers der Survival-Show „SevenVsWild“. Dennoch soll das in Eisenach möglich sein. Zumindest so in etwa. Thüringen24 hat mit dem Besitzer der heruntergekommenen Behausung gesprochen, was damit geschehen soll.
Thüringen: „Lost Place“ zu vermieten
Auf Facebook macht ein Post die Runde. In Eisenach hat sich ein Gebäude regelrecht zum „Lost Place“ verwandelt – zugenagelte Fenster, absplitternde Fassade, wildes Grün, das sich breit macht. Doch das sieht man in der Kleinstadt in Thüringen öfters. Was die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zieht, ist das kleine Schild mit „Zu Vermieten“ und einer Telefonnummer.
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Ein Facebook-User kommentiert, wer noch auf der Suche nach einer schönen Wohnung mit Doppelverglasung sei, würde hier fündig. Bonus: Blick ins Grüne. Andere fragen sich, wie hoch die Mieten sind. Jemand merkt an, ob es denn hier überhaupt eine Warm-Miete geben könne. Eine ironische Anspielung auf die Baufälligkeit des Wohnhauses, das mehr und mehr zum „Lost Place“ wird. Einige halten das Angebot für einen Scherz – doch weit gefehlt. Thüringen24 hat mit dem Besitzer des Hauses gesprochen und mal nachgehorcht, was seine Pläne für das Gebäude sind.
Das Angebot ist kein Scherz
Michael F. hat in seinem bisherigen Leben viele Jahre in Thüringen verbracht. Mittlerweile pendelt er zwischen Köln und dem Taunus hin und her. Trotzdem zieht es ihn immer wieder in den Freistaat, wenn auch aus unerfreulichen Gründen. Todesfälle und Erbschafts-Angelegenheiten, so ist er auch an die Immobilie in Eisenach gekommen. Michael gibt zu, dass die Wohnungen noch nicht ganz bezugsfertig sind.
Trotzdem hat er keine Angst, dass es keine Interessenten geben könnte: „Es gibt Menschen in Thüringen oder im Osten, deren Anspruch relativ übersichtlich ist. Sie würden im Prinzip in alles einziehen, Hauptsache sie zahlen nicht an den fiesen Kapitalisten“, verrät er im Gespräch mit Thüringen24. Was genau, wann und wie Michael renoviert, hänge von den Interessenten ab. In einem ist er sich jedoch sicher: „Bevor es einfällt, muss man irgendwas damit machen“ – auch wenn er noch nicht weiß, was genau.
„Man investiert in Eisenach nicht freiwillig“
Doch ganz so glücklich über Immobilie, die mehr oder weniger unfreiwillig in seine Hände gefallen ist, ist Michael jedoch nicht. „Man investiert in Eisenach nicht freiwillig. Das kostet wahnsinnig viel Geld und Sie werden es nie wieder sehen“, sagt er zu unserer Redaktion. Verkaufen kommt für ihn dennoch nicht infrage.
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Immerhin ist sein „Inserat“ jetzt auf Facebook gelandet und zieht die Aufmerksamkeit der Eisenacher auf sich. Die kritisch-ironischen Bemerkungen? „Das ist ja zauberhaft. Bis zu einem gewissen Grad finde ich das ganz toll“, so Michael zu Thüringen24.