Veröffentlicht inThüringen

Thüringen: Blutige Wolfs-Attacke – trotz 2-Meter-Zaun! Landwirte schlagen Alarm

Nach einer Wolfs-Attacke in Thüringen sind die Landwirte sauer. Sie fordern härtere Schutzmaßnahmen – Behörden sollen endlich handeln!

Ein Wolf ist in eine Schafsherde in Thüringen eingedrungen und hat ein Tier getötet. (Symbolbild)
© picture alliance / dpa

Diese Raubtiere leben in deutschen Wäldern

Raubtiere gibt es nicht nur in den tiefen Wäldern Nordamerikas oder Kanadas. Auch in Deutschland leben Tiere, die zu Raubtieren gezählt werden.

Das vermutlich Schlimmste, was einem Schäfer passieren kann, ist in Thüringen eingetreten. Mitten in der Nacht ist eine Schafherde von einem Wolf heimgesucht worden. Und das, obwohl der Schäfer zuvor eigentlich vorgesorgt hatte.

Was da in Thüringen genau passiert ist, liest du hier.

Thüringer Landwirte gehen auf die Barrikaden

Dass ein Wolf einen über 2 Meter hohen Zaun überwinden kann, um in die Schafherde rein- und wieder rauszukommen, scheint nur schwer vorstellbar. Und doch ist genau dieser Fall in der Nähe von Gossel im Ilm-Kreis eingetreten. Das berichtet der Thüringer Bauernverband am Freitag (6. September). Die Herde, mit rund 430 Schafen und 20 Ziegen, war über Nacht in einem fest installierten und eigentlich „wolfssicheren“ Pferch mit Untergrabschutz untergebracht. Trotz dieser Maßnahmen hatte es laut Bauernverband ein Tier am 20. August gegen halb 4 Uhr morgens geschafft, ein rund 60 kg schweres Altschaf durch einen Kehlbiss gezielt zu reißen und eine Ziege an der Hinterhand schwer zu verletzen.

+++ Thüringen: Anwohnerin geht auf die Barrikaden! Stadt greift durch – „Massive Lärmbelästigung“ +++

Der betroffene Landwirtschaftsbetrieb habe sich daraufhin an das Kompetenzzentrum Wolf/ Biber/ Luchs gewendet, um den Vorfall zu melden. Laut Bauernverband hätte ein zuständige Rissgutachter unverzüglich zu dem Betrieb fahren und frische genetische Proben am verendeten Tier entnehmen müssen, um die Schadensursache noch einmal amtlich festzustellen. In diesem Fall jedoch, seien alle vier Thüringer Rissgutachter aus verschiedensten Gründen verhindert gewesen. Somit sei erst am darauffolgenden Tag ein Rissgutachter zum Betrieb gekommen und hätte Proben genommen.

Thüringen: Tiere verbringen eine Nacht neben toten Artgenossen

Diese verspätete Probenentnahme sei laut Bauernverband jedoch bei weitem kein Einzelfall. Dadurch würden laut Bauernverband große Probleme verursacht werden: „Sobald die DNA-Proben nicht mehr frisch sind und in der Zwischenzeit andere artfremde Tiere (beispielsweise Fuchs, Mader oder gar ein streunender Haushund) die Möglichkeit hatten, am Nutztierkadaver zu schnüffeln, fressen etc., kann der Wolf als Verursacher nicht mehr eindeutig nachgewiesen werden und taucht somit auch nicht in der Schadensstatistik auf.“

Das Schaf wurde mit einem Kehlbiss getötet.
Das Schaf wurde mit einem Kehlbiss getötet. Foto: Thüringer Bauernverband e. V.

Der Bauernverband vermutet, dass im obigen Fall der Wolf als Verursacher gezielt ausgeschlossen werden sollte. Für die Landwirte scheint dies sehr unwahrscheinlich. Bei einer ersten Telefonanalyse sei die Frage aufgekommen, ob es nicht auch ein Fuchs gewesen sein könnte. Das Überwinden eines so hohen Zaunes sei laut Bauernverband für einen Fuchs kaum machbar. „Zudem wurde dem Betrieb geraten, den Tierkadaver bis zum Eintreffen des Rissgutachters an der Fundstelle überdeckt liegen zu lassen, um eine Kontamination mit artfremden Tieren auszuschließen“, heißt es vom Bauernverband weiter. „Grundsätzlich gängige Praxis. In diesem Fall jedoch bedeutete das für die Herde, über eine längere Zeit gemeinsam mit ihrem verendeten Artgenossen in dem Pferch verbringen zu müssen, da der Rissgutachter erst am darauffolgenden Tag vor Ort erscheinen konnte.“

Der Rissgutachter selbst habe dann aber seiner Arbeit präzise und ordentlich gemacht. Das Ergebnis der Untersuchung ist derzeit noch nicht bekannt. Für die Landwirte zeigen allerdings Rissvorfälle wie diese, dass selbst bei Zaunschutzmaßnahmen, die über den geforderten Standardhöhen von 0,90 bis 1,20 Meter liegen, eine Überwindung durch ein Raubtier wie den Wolf nicht ausgeschlossen werden könne.

Mehr News:


Von amtlicher Seite werde eine solche Anlage mit hohen Zäunen zwar als „wolfsicher“ bezeichnet. Für die Landwirte ist dies jedoch eine Fehleinschätzung, wie der obige Fall bestärken soll. Die Landwirte fordern für die gesamte Bundesrepublik ein praxistaugliches Wolfsmanagement.

Regelmäßige Bekundungen der Politik zur Erhaltung und Förderung der Weidetierhaltung würden im Wiederspruch zu den stattfindenden Wolfsangriffen stehen, so der Bauernverband. Nicht der Wolf müsse geschützt werden, sondern die Weidetiere vor dem Wolf.