Ist Deutschland ein zukunftsfähiger Industriestandort – oder nicht?
Opel-Boss Florian Huettl ist überzeugt davon, dass Deutschland das grundsätzlich ist. Allerdings bremse sich das Land derzeit selbst aus. Und er ist sich sicher: Auch die deutschen Opel-Werke müssen sich behaupten.
Opel-Boss deutlich: „Deutschland bremst“
Das vorherrschende Thema in der Automobilindustrie ist klar: Die Wende vom Verbrenner hin zum Elektroauto. Mit dem Verbrennerverbot vor Augen gilt es nun, attraktive Angebote zu schaffen, um Kunden für die E-Autos zu begeistern. Und das gelinge mit Blick auf Europa schon gut, meint Opel-Boss Huettl. Der europäische Markt sei in diesem Jahr in puncto Elektroautos bereits um sechs Prozent gewachsen. Ausnahme: Deutschland. Hier habe man minus gemacht. Warum? Huettls Antwort ist klar: „Weil Deutschland bremst“, sagt er im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Dafür sieht der 47-Jährige vielerlei Gründe. Zum einen das Ende der Prämie beim Kauf eines E-Autos. Zum anderen die Zweifel an der klaren Linie der Regierung in puncto E-Wende. Zuletzt wurde nämlich das Verbrenner-Verbot wieder diskutiert. All das habe für Verunsicherung gesorgt, meint der Opel-Boss. Und das, obwohl sich einiges auch positiv entwickelt habe. Beispielsweise der Ausbau der Ladeinfrastruktur – ein Punkt, den viele Kunden bis dato monieren.
Opel bleibt auf Verbrenner-Kurs
Opel halte weiterhin an der E-Offensive fest. „Wir stehen voll hinter dem Verbrenner-Aus“, sagt Huettl gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Dafür wünsche sich der Boss aber eine klare Richtung und klare Rahmenbedingungen. Nicht nur in Europa, sondern auch in Deutschland.
Und wie will man die Kunden von den E-Autos überzeugen? Opel habe bereits jedes Modell als Elektrovariante parat, wenn der Grandland und der Frontera im Handel sind. „Es liegt am Kunden, welchen Antrieb er wählt“, sagt Huettl im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Und da spielt sicherlich auch der Preis eine Rolle. Ein Modell unter 25.000 Euro könne Opel noch nicht anbieten, wohl aber mit dem Corso ein E-Auto knapp unter 30.000 Euro.
Klartext über Werke in Deutschland
Doch wann können Kunden mit einem günstigeren E-Auto rechnen? „Das machen wir mit der nächsten Generation“, sagt der 47-Jährige. Man arbeite bei Opel stetig daran, die E-Autos günstiger zu machen. Für ein 25.000-Euro-Angebot brauche man aber eine neue Plattform. Und dann gibt es da noch einen weiteren Aspekt. „Das 25.000-Euro-Auto können wir nicht in Deutschland bauen“, sagt Huettl. Schlichtweg, weil die Kosten zu hoch seien. Da würden hohe Energiekosten genau so eine Rolle spielen wie auch die hohen Lohnkosten.
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Bedeutet das denn, dass der Standort Deutschland, und somit auch in Thüringen, zukünftig in Gefahr ist? „Der Standort steht im Wettbewerb, vielleicht mehr, als man das heute so denkt in der Autoindustrie“, macht Huettl deutlich. „Deshalb ist es wichtig, dass wir uns behaupten. Jedes Werk muss sich behaupten. Wenn Opel seine Autos auch in Deutschland produzieren will, muss der Kunde auch bereit sein, dafür zu bezahlen“, betont er gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.