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Wahl in Nordhausen: Ist DAS der eigentliche Grund für den AfD-Prophet-Höhenflug? „Viel Ärger und Frust“

Kurz vor der Oberbürgermeister-Stichwahl meldet sich ein Nordhäuser mit einer überraschenden Perspektive zu Wort. Hier liest du mehr.

wahl nordhausen
© IMAGO / Steinach / Funke Foto Services / Montage: Thüringen24

Bekommt Nordhausen den ersten AfD-Bürgermeister in Deutschland?

Im thüringischen Nordhausen könnte erstmals ein AfD-Politiker Oberbürgermeister einer deutschen Stadt werden. Jörg Prophet lag im ersten Wahlgang mit deutlichem Abstand vorne. Die Stichwahl findet am 24. September statt.

Am Sonntag (24. September) könnte zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik ein AfD-Kandidat zum Oberbürgermeister gewählt werden. Jörg Prophet geht als Favorit in die Stich-Wahl von Nordhausen – selbst wenn ihm von vielen Seiten Gegenwind entgegen bläst.

Auch etwa von den Kirchen. Ein Nordhäuser Pfarrer meldet sich kurz vor der Wahl aber mit einer überraschenden Perspektive zu Wort. Seiner Ansicht nach ist der ungeahnte Höhenflug des AfD-Kandidaten in der Stadt – zumindest zum Teil – ein hausgemachtes Problem.

Wahl in Nordhausen: Angespannte Stimmung

Eine Meinung zur Wahl in Nordhausen haben derzeit fast alle. Letztlich treffen die Entscheidung am Sonntag aber die etwa 33.000 Wahlberechtigten in der Nord-Thüringer Stadt. Unter ihnen spürt der katholische Pfarrer Steffen Riechelmann „eine große Unsicherheit“. Gegenüber dem Domradio sagte er am Donnerstag (21. September): „Vielleicht geht die Stimmung auch etwas in die Richtung, dass man froh ist, wenn es bald vorbei ist.“ Für die Nerven aller seien die Tage zwischen dem ersten Wahlgang und der Stichwahl keine gute Zeit gewesen.

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Anders als viele seiner Kollegen in der Südharzer Stadt unterschrieb er nicht unter dem offenen Brief des losen Bündnisses „Nordhausen zusammen“, der gegen die Wahl des AfD-Kandidaten Prophet aufrief. „Ich finde es als Methode nicht hilfreich“, sagte er dazu weiter gegenüber dem Portal. „Inhaltlich ist da natürlich alles korrekt. […] Auf der anderen Seite weiß ich nicht, was man sich denn von einem solchen Aufruf außer Solidarisierungseffekten bei denen, die sich vielleicht bevormundet fühlen, erhofft.“ Seiner Ansicht nach könnte also der Appell genau den gegenteiligen Effekt haben – und sogar dafür sorgen, dass sich das Lager hinter Prophet umso entschlossener formiert.

Nordhäuser deutlich: „Viel Kopfschütteln“

Aus seiner Perspektive spielt aber auch eine andere Sache eine entscheidende Rolle für die Popularität des AfD-Kandidaten: Die kontroverse Vorgeschichte des Amtsinhabers Kai Buchmann (parteilos). Im März dieses Jahres wurde er vom Landratsamt wegen einer ganzen Liste von Vorwürfen des Amtes enthoben. Darunter auch mögliches Mobbing im Rathaus.


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Im August hob ein Gericht die Entscheidung aber wieder auf. „Als Bürger dieser Stadt nehme ich wahr, dass die Querelen zwischen dem Landratsamt und dem Rathaus sowie das ganze Hickhack um die Amtsenthebung von Herrn Buchmann […] für viel Kopfschütteln sorgten“, so der katholische Pfarrer. Und weiter:

„Es gibt sehr viel Ärger und Frust darüber, dass sich die Verwaltung quasi nur mit sich selbst beschäftigt, während die drängenden Probleme, die in einer Stadt wie Nordhausen auch sichtbar sind, gefühlt liegenbleiben.“ Das sei selbstverständlich eine Außenbetrachtung und entsprechend auch ein bisschen unfair, erklärt Riechelmann weiter. Natürlich würde die Verwaltung arbeiten und Projekte abgearbeitet werden. Allerdings glaube er schon, „dass das auf jeden Fall ein Frustfaktor in der Stadt ist, der dem Herrn Prophet auch in die Hände spielt.“