Der regenreiche Sommer in Thüringen hat viele Pilzsammler in die Wälder gelockt. Doch das birgt auch seine Gefahren (wir hatten darüber berichtet).
Für ein Pärchen aus Harztor im Landkreis Nordhausen sollte jedoch ein Ausflug in die Natur eine dramatische Wendung nehmen. Beide landeten im Krankenhaus – und auch die Polizei hatte eine ganze Menge mit einem der beiden zu tun.
Thüringen: Giftige Pilze mit verheerenden Folgen
Das Paar hatte im Wald Pilze gesammelt und sich daraus eine Mahlzeit zubereitet. Kurz darauf bemerkten sowohl die Frau als auch der Mann, dass mit ihnen etwas nicht stimmte. Sie entwickelten Halluzinationen und fühlten sich zunehmend unwohl.
Der gerufene Rettungsdienst behandelte zunächst die Frau, wie eine Sprecherin der Polizei Nordhausen auf Nachfrage von Thüringen24 sagt. Der Mann leistete Widerstand und weigerte sich, eine Behandlung anzunehmen. Doch der Arzt ordnete an, dass er ebenfalls behandelt werden müsste. Dies führte dazu, dass Polizisten bei der ärztlichen Behandlung Hilfe leisten mussten. Warum der Mann so renitent war, das konnte die Polizei leider nicht sagen. Mit Hilfe der Beamten gelang es, das Paar in ein Krankenhaus zu bringen. Dort wurden sie umgehend von Ärzten versorgt, die entgiftende Mittel verabreichten.
Thüringen: Tückische Doppelgänger in der Natur
Die Wälder in Thüringen sind derzeit voller Pilze wie Röhrlinge, Steinpilze und Pfifferlinge. Doch neben den schmackhaften Exemplaren verstecken sich auch gefährliche Doppelgänger. Der giftige Gallenröhrling zum Beispiel sieht dem Steinpilz täuschend ähnlich, weist jedoch auf der Unterseite eine rötliche Verfärbung auf, während der Steinpilz eine grüne zeigt.
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Besonders gefährlich ist der Knollenblätterpilz, der fast 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verursacht. Er sieht dem gewöhnlichen Wiesen-Champignon zum Verwechseln ähnlich. Der Knollenblätterpilz hat jedoch lange, weiße Lamellen, die mit der Zeit grünlich werden können, während der Champignon immer rosafarbene und später bräunliche Lamellen hat.
Im Zweifel lieber nachfragen
In dem Fall des Pärchens könnte es sich aber um das Pantherina-Syndrom handeln, wie Stefan Fischer, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM), gegenüber Thüringen24 verrät. Die Symptome sind Halluzinationen und Übelkeit mit Erbrechen, Krampfgeschehen und ein Wechsel von hohem und niedrigem Blutdruck. In den häufigsten Fällen seien dabei Pantherpilze verzehrt worden, die auch im Raum Nordhausen gefunden werden können, ebenso wie der Narzissengelbe Wulstling.
„Der Hauptverwechselungspartner ist der Perlpilz (Amanita rubescens), ein sehr guter und beliebter Speisepilz aus der Gattung der Knollenblätterpilze. Gerade bei jungen noch geschlossenen Exemplaren ist die Verwechselungsgefahr sehr groß“, so Fischer. Allerdings röte der Perlpilz im Fleisch, die anderen Wulstlinge tun dies nicht. „Wichtige Unterscheidungsmerkmale finden sich auch an der Stielbasis, die ja beim Abschneiden der Pilze nicht zur Bestimmung sichtbar wäre. Der Perlpilz ist jedenfalls kein Speisepilz für Anfänger und ein Pantherina-Syndrom eine gefährliche Erkrankung“, sagt der Experte weiter.
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Die Polizei Thüringen warnt daher eindringlich vor dem Verzehr von Pilzen, deren Herkunft und Art nicht eindeutig bestimmt werden können. Bei Unsicherheit sollte lieber auf den Verzehr verzichtet werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Auch Stefan Fischer rät, im Zweifel lieber einen Sachverständigen der DGfM zu fragen. Auf der entsprechenden Webseite findet man Berater in Thüringen, sortiert nach Landkreisen.