Die Thüringer Krankenhäuser fühlen sich auf den Schlips getreten. Klar, das Diskussionspotential ist vor der geplanten „gigantischen“ Krankenhaus-Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) groß. Am Donnerstag (29. Juni) will der Minister die Eckpunkte beschließen.
Davor äußerte sich noch einmal die Thüringer Landeskrankenhausgesellschaft zum Lauterbach-Vorhaben – und hatte für den Minister kaum ein gutes Wort übrig.
Thüringer Krankenhäuser wettern gegen Lauterbach
In einer Mitteilung sprach die Gesellschaft von einem „neuen Tiefpunkt in der gesundheitspolitischen Debatte des Bundesgesundheitsministers“. Konkret geht es um Äußerungen des Politikers in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ vom vergangenen Donnerstag (22. Juni).
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Dass die geplante Reform nicht allen Krankenhäusern in Deutschland schmecken dürfte, ist eigentlich klar. Immerhin will der Gesundheitsminister das Vergütungssystem einmal komplett umkrempeln. Am Ende soll die Qualität entscheidend dafür sein, welches Krankenhaus für eine Behandlung Geld bekommt und welches nicht. Wenn ich in meinem Haus also keinen Spezialisten habe, bekomme ich für eine Knie-OP mitunter also keinen Zuschuss. Vor allem kleinere Krankenhäuser befürchten, dass sie unter diesen Umständen nicht mehr wirtschaftlich sein können.
Thüringen: Hinkt die Analyse?
Um das Vorhaben zu untermauern legte eine Regierungskommission am Donnerstag (22. Juni) einen Bericht über die Versorgungsqualität unter anderem bei Schlaganfällen vor. „Qualität rettet Leben“, sagte Lauterbach bei der Vorstellung. „Wir brauchen eine gute und schnell erreichbare Grundversorgung. Aber nicht jedes Haus muss auch jede medizinische Behandlung anbieten.“
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Laut der Analyse gäbe es bei Schlaganfällen das Potenzial, dass jedes Jahr etwa 5.000 Menschen zusätzlich ein solches Ereignis überleben könnten. Der Studie zufolge macht es einen deutlichen Unterschied, in welches Krankenhaus der Patient eingeliefert wird. Hatte das Klinikum eine spezialisiertes Schlaganfallzentrum, verstarben weniger Patienten als in Kliniken ohne solches Zentrum.
Die Analyse hinkt aber für ländliche Gegenden wie eben Thüringen, findet die Landeskrankenhausgesellschaft. „In einem Flächenland wie Thüringen mit ausgedehnten ländlichen Räumen und einer oft bergigen Topographie ist es eine besondere Herausforderung, dass die nächste Klinik mit einer qualifizierten Schlaganfall-Versorgung schnell erreichbar sein muss“, sagte deren Chefin Gundula Werner. „Das heißt, auch kleinere regionale Krankenhäuser brauchen eine hohe Schlaganfall-Kompetenz.“ (mit dpa, afp)