Zu einfach? Na, ob da alle Abiturienten in Thüringen zustimmen würden? Doch die Prüfung zur Allgemeinen Hochschulreife hat im Freistaat eine heftige Diskussion ausgelöst.
Das Problem? Zu viele gute Noten! Mit seiner Quote für Einser-Abiturprüfungen lag Thüringen im letzten Jahr ganz vorne – vor Hessen und Bremen. Jetzt melden sich ausgerechnet die Lehrer mit deutlicher Kritik.
Thüringen: Beste Abiturleistungen in 2022
Gute Noten zu bekommen, sollte ein Zeichen von harter Arbeit und Anstrengung sein. Und nicht ein Grund, die Schwierigkeit der Prüfungen infrage zu stellen. Wenn sich die Quote der Einser-Abis zwischen 2017 (2,9 Prozent) und 2022 fast verdoppelt (5,2 Prozent), sorgt das allerdings vielerorts für Fragezeichen.
Auf Anfrage des MDR-Thüringen bestreitet das Thüringer Bildungsministerium sofort die Vermutung, dass das Abitur im Freistaat einfacher geworden ist. Die Standards seien nicht herabgesetzt worden, heißt es. Stattdessen hätten zwei Faktoren für die besseren Noten gesorgt: Mehr Zeit zum Lernen vor den Prüfungen (danke Corona) und zum Teil eine größere Auswahl an Aufgaben.
Nun gab es diese Änderungen aber nicht nur in Thüringen sondern – quasi als Ausgleich für die schwierige Situation der Schüler in der Pandemie – in ganz Deutschland. Das Ministerium vermutet deswegen einen ganz anderen Grund für die vielen Top-Abis: die Besondere Leistungsfeststellung (BLF). „Vieles spricht dafür, dass die BLF vielen Schülerinnen und Schülern verdeutlicht, welche Anforderungen die gymnasiale Oberstufe an ihre Leistungsfähigkeit stellt“, so die Behörde weiter gegenüber dem MDR-Thüringen.
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Thüringen: Kritik vom Lehrerverband
Dass die Noten im Vergleich zu den Vorjahren so dramatisch besser geworden sind, lag wohl aber vor allem an den Corona-Erleichterungen, mutmaßt der Thüringer Lehrerverband. Immerhin hagelte es auch in den anderen Bundesländern deutlich mehr Bestnoten als zuvor. Deswegen wird bei den Lehrern aber auch Kritik laut: Wirklich vergleichbar werden die Corona-Abis dadurch nämlich nicht. Schülerinnen und Schüler hätten zwar jetzt bessere Noten, seien aber nicht schlauer geworden als vor der Pandemie, so der Verband abschließend gegenüber dem MDR-Thüringen.