Schon lange wird über das Entlastungspaket der Regierung in Thüringen diskutiert. Eine Tatsache stört die Freistaatler dabei am meisten: Warum bekommen Rentner kein Extra-Geld?
Das könnte sich jetzt bald ändern. Denn der SPD-Landeschef von Thüringen sieht die Altersarmut als ernste Lage an und fordert deshalb ein weiteres Entlastungspaket.
Thüringen: Steigende Strompreise könnten dramatische Folgen haben
Neben den Rentern sollen auch die Empfänger von BAföG und der Grundsicherung von dem Entlastungspaket profitieren. „Die dramatische Zunahme der Armut in unserem Land“ erfordere dringend entschlossenes Handeln, sagte SPD-Landeschef Georg Maier am Donnerstag. Steigende Preise für Lebensmittel und Energie träfen diese Gruppe mit voller Wucht. Maßnahmen müssten zielgenau auf die besonders Bedürftigen ausgerichtet werden.
Insbesondere absehbar hohe Nebenkostennachzahlungen und weiter steigende Strompreise seien besorgniserregend. „Es darf nicht sein, dass Menschen, die deshalb in Zahlungsverzug kommen, das Dach über dem Kopf verlieren oder den Strom abgedreht bekommen. Wir müssen schon jetzt über wirksame staatliche Hilfsmaßnahmen diskutieren“, griff Maier den Tenor seines Partei-Generalsekretärs Kevin Kühnert auf. Dieser will für den Winter Energiesperren verbieten.
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Der Paritätische Wohlfahrtsverband Thüringen begrüßte die Forderungen. Härtefallfonds könnten eine erste Brücke sein. Der Reformbedarf bei der Grundsicherung für Arbeitssuchende und Menschen, die vorübergehend erwerbsunfähig sind, sowie im BAföG bleibe jedoch bestehen.
Thüringen will betroffene Menschen nicht alleine lassen
„Wichtig ist ein Dialog mit Energieunternehmen zu sozialen Lösungen und Unterstützungsmöglichkeiten“, sagte Geschäftsführer Stefan Werner. Auch die Energieunternehmen sollten in der Pflicht sein, ihre Verbraucher zu beraten und Lösungsmodelle für Härtefälle zu entwickeln. „Von Armut betroffene Menschen dürfen jetzt nicht allein gelassen werden.“
Einem Bericht des Verbands von Mittwoch zufolge ist der Anteil armer Menschen in Thüringen im zweiten Corona-Jahr und im Zuge der Inflation weiter gestiegen. In Thüringen sind rund 400.000 Menschen arm.
Armut in Thüringen nimmt „alarmierende Entwicklung“
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Linken-Landtagsfraktion, Karola Stange, nannte es „eine alarmierende Entwicklung“. Die Zahlen bildeten noch nicht die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs ab. Das lasse eine erhebliche Dunkelziffer der Armutsbetroffenen vermuten.
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Sie forderte über beschlossene Entlastungsmaßnahmen hinaus erhöhte Sozialleistungen á 200 Euro pro Monat. Diese könnten gestiegene Kosten abfedern. Ebenso brauche es „die sofortige Einführung der Kindergrundsicherung, um Familien endlich zu entlasten“.
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Das sind die größten Städte in Thüringen*:
- Erfurt (213.692)
- Jena (110.731)
- Gera (92.126)
- Weimar (65.098)
- Gotha (45.273)
- Eisenach (41.970)
- Nordhausen (40.969)
- Ilmenau (38.637)
- Suhl (36.395)
- Mühlhausen (35.799)
* Stand: 2020
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Thüringens Energieministerin Anja Siegesmund (Grüne) sagte: „Für verbleibende Härtefälle brauchen wir Lösungen jenseits von Stromsperren – das hat ja auch während der Corona-Pandemie funktioniert.“ Auf Bundesebene solle schnellstmöglich ein weiteres Entlastungspaket für untere und mittlere Einkommen und Rentnerinnen und Rentner geschnürt werden. (dpa/red.)