Erfurt.
Zu lange Arbeitszeiten, unregelmäßige Pausen, Zeitdruck. Immer wieder wird aus dem Umfeld von Amazon in Thüringen Kritik an den Arbeitsbedingungen der Paketlieferer laut.
Jetzt hat sich Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) selbst ein Bild von den Zuständen im Verteilzentrum in Erfurt gemacht. Eine Forderung ihres Ministeriums könnte erhebliche Konsequenzen für Amazon in Thüringen bedeuten.
Amazon in Thüringen: Kontroverse um Arbeitsbedingungen
Nach einem Bericht von „MDR-Thüringen“ hätte die Arbeitsministerin gerne, dass die Arbeitszeit in allen Lieferwagen elektronisch erfasst wird. Nur so könne man nachverfolgen, wie die Fahrer tatsächlich arbeiten. Mit einem solchen Vorhaben beschäftigt sich derzeit auch eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Ob diese allerdings zeitnah eine Entscheidung treffen wird, ist mehr als fraglich.
„MDR-Thüringen“ zufolge hätten sich mittlerweile mehr als 200 Mitarbeiter bei der Beratungsstelle der „Fairen Mobilität“ in Erfurt gemeldet. Sie wird vom DGB betrieben und soll entsprechenden Beschäftigten eine Anlaufstelle bieten. Dort klagen sie unter anderem über zu lange Arbeitszeiten und unregelmäßige Pausen.
Amazon in Thüringen äußert sich zur Kritik
Davon möchte Amazon auf Thüringen24-Anfrage aber nichts wissen: „Die erwähnten Zustände entsprechen keinesfalls der Realität für die Tausenden Menschen, die bei Lieferpartner in ganz Deutschland beschäftigt sind“, heißt es in einer Stellungnahme. Man verlange von seinen Lieferpartnern, dass sie ihren Fahrern eine erstklassige Arbeitserfahrung bieten. Dafür sollen bei den Sub-Unternehmen auch regelmäßige Untersuchungen durchgeführt werden.
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„Die Fahrer beenden in etwa 90 Prozent der Fälle ihre Routen pünktlich oder sogar früher“, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Wie sehen die Schichten bei Amazon in Thüringen tatsächlich aus?
Zur Frage, wie der Konzern zur Forderung einer lückenlosen Arbeitszeiterfassung der Paketlieferer steht, äußert sich Amazon gegenüber dieser Redaktion nur indirekt. „Wir verfügen über eine hervorragende Technologie, die die Lieferrouten so plant, dass sie sicher und realisierbar sind“, so der Konzernsprecher. Sie würde die Mitarbeiter auch regelmäßig zu Pausen erinnern.
Wie die Schichten der Paketlieferer allerdings tatsächlich aussehen, ließe sich nur durch eine Überwachung von außen einsehen. Dass Amazon so etwas in seinen Autos beziehungsweise denen seiner Sub-Unternehmen verbauen lässt, scheint ohne eine gesetzliche Notwendigkeit mehr als unwahrscheinlich. Amazon habe aber nach Einschätzung von Heike Werner erkannt, dass gute Arbeitsbedingungen nötig sind, um Fachkräfte zu halten, zitiert sie der „MDR-Thüringen“. (bp)