Wo man hinschaut in Thüringen hat jede Stadt, jedes Dorf, ja sogar jede Region seine eigenen Bräuche und Traditionen an Ostern.
Doch sie sind nicht in Stein gemeißelt. Ein ganz bestimmter Brauch erlebt in Thüringen sogar einen regelrechten „Boom“. Hier liest du, was es mit den Oster-Traditionen im Freistaat eigentlich auf sich hat.
Ostergottesdienste in Thüringen
„Was es durchgehend gab, sind die Ostergottesdienste“, sagt Juliane Stückrad von der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen in Hohenfelden (Weimarer Land). Dazu gehört die Feier der Osternacht von Karsamstag zum Ostersonntag. Viele junge Gemeinden richteten ganze „Osternächte“ aus, die in einem Gottesdienst zum Sonnenaufgang gipfelten, so Stückrad.
Gottesdienste am Ostersonntag sind zudem häufig mit Taufen verbunden. Die Tradition, in der Osternacht zu taufen, reicht laut Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bis in das vierte Jahrhundert zurück. In Thüringen soll es sowohl Sonntag als auch Montag Taufgottesdienste geben. Kirchengemeinden begehen das Osterfest als einen Höhepunkt des Kirchenjahres auch mit Konzerten.
Osterfeuer mit langer Tradition in Thüringen
Auch Osterfeuer haben in Thüringen eine lange Tradition, die nach wie vor belebt ist. Sie werden traditionell in der Nacht zum Ostermorgen gezündet. Das Feuer lässt sich laut Stückrad auf die nächtliche Wache am Grab Jesu zurückführen. Es stehe aber auch für Leben. So zünde etwa der Pfarrer am Abend die Osterkerze an und trage die brennende Kerze in die Kirche, um an die Auferstehung Jesu zu erinnern.
Osterfeuer werden oft von Freiwilligen Feuerwehren und Heimatvereinen umgesetzt. Nachdem sie im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie vielerorts untersagt blieben, finden sie laut Thüringer Feuerwehr-Verband 2022 in vielen Städten und Gemeinden wieder statt. Nicht nur während Corona, auch in anderen Krisenzeiten – wie etwa Kriegen – sei das Osterfeuer ausgeblieben, sagt Stückrad. Trotzdem kommt es immer wieder zurück. „Wenn etwas Freude bereitet, wird es auch relativ schnell wieder aufgenommen.“
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ER soll die Ostereier-Suche nach Thüringen gebracht haben
Nach sieben Wochen Fastenzeit haben sich viele Eier angesammelt. Damit sie nicht schlecht wurden, wurden sie gekocht und eingefärbt. Die Farbe diente dazu, gekochte von rohen Eiern zu unterscheiden.
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Die Ostereiersuche soll kein geringerer als der Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) nach Thüringen gebracht haben. Dafür soll er in sein Gartenhaus in Weimar geladen haben. Die Klassik Stiftung führt den Brauch der sogenannten Haseneiersuche fort und lädt Kinder am Gründonnerstag in den Garten und auf die Wiese vor Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm ein – so auch in diesem Jahr. „Kinder können an diesem Tag – wie Gleichaltrige vor fast 240 Jahren – auf die Suche nach süßen Überraschungen gehen“, heißt es.
Osterbrunnen und -bäume – richtiger „Boom“ in Thüringen
Was es seit dem 19. Jahrhundert zunehmend gibt und im Moment laut Stückrad „einen richtigen Boom annimmt“, ist die Gestaltung der sogenannten Osterbrunnen. Viele Gemeinden schmücken zur Karwoche Brunnen mit bemalten Eiern, frischem Grün, Blumen und bunten Bändern. Die Pflanzen sollen die wiedererwachende Natur symbolisieren, die Bänder stehen für Lebensfreude.
Der praktische Grund hinter dem Brauch: die Pflege der Brunnen. Was über Generationen notwendig war, werde heute wieder gepflegt, um Gemeinschaft zu stiften, so Stückrad. Einer der aufwendigsten Osterbrunnen steht heute in Berga (Kreis Greiz). Den Brunnen schmücken in diesem Jahr mehr als 17.000 Ostereier. (dpa)