Immer wieder reißen Wölfe in Thüringen Tiere von Bauern und Nutztierhaltern. Doch während 2019 noch fast 200 Tiere durch Wolfs-Angriffe zu Schaden kamen, nahm die Zahl 2020 deutlich ab – Grund dafür ist eine Maßnahme, die speziell in Thüringen gilt.
Thüringen: Weniger Nutztiere von Wölfen gerissen
Laut Naturschutzbund (Nabu) Jena wurden im Jahr 2020 nur noch halb so viele Nutztiere in Thüringen durch Wolfsangriffe verletzt und getötet, als im Jahr 2019. Die Zahl der Attacken reduzierte sich von 88 auf 24, 95 Tiere wurden dabei 2020 durch Wölfe verletzt oder getötet – das betrifft vor allem Schafe und Ziegen, wie Wolfsexperte Silvester Tamás angibt.
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Das ist das Bundesland Thüringen:
- der Freistaat Thüringen hat rund 2,1 Millionen Einwohner auf 16.000 Quadratkilometer Fläche
- Landeshauptstadt und zugleich größte Stadt ist Erfurt
- weist eine hohe Dichte an wichtigen Kulturstätten auf, darunter das „Klassische Weimar“ (Unesco-Weltkulturerbe), das Bauhaus in Weimar und die Wartburg bei Eisenach
- Ministerpräsident ist Bodo Ramelow (Linke), regierende Parteien sind Linke, SPD, Grüne
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Besonders bemerkenswert: Während die Angriffszahlen in Thüringen rückläufig sind, kam es bundesweit 2020 zu mehr Wolfs-Attacken als 2019 – von denen 80 Prozent durch bessere Schutzmaßnahmen vermeidbar gewesen wären, so Nabu-Experte Tamás.
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Thüringen ist besser gegen Wolfs-Attacken gerüstet als der Rest von Deutschland
Das ist auch Grund für den rückläufigen Trend in Thüringen: Hierzulande konnten die Kosten für die Anschaffung von Herdenschutzhunden gefördert werden, in anderen Bundesländern würden dagegen nur Schutzzäune mitfinanziert.
Silvester Tamás fordert daher eine gleichmäßige Regelung für einen Mindestschutz, außerdem die Entwicklung von Standards, „die bundesweit gelten“.
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Rund 145.000 Euro wurden 2020 in Thüringen zur Vorbeugung gegen Wolfs-Attacken gewährt, betroffene Tierhalter bekamen als Ausgleich für getötete oder verletzte Tiere insgesamt etwa 221.000 Euro. Im Vorjahr waren die Ausgaben umgekehrt: Für Präventionsmaßnahmen wurden etwa 74.000 Euro bewilligt, rund 29.000 Euro wurden als Ausgleich gezahlt.
Thüringen: Ohrdrufer Wölfin gründete erstes Wolfsrudel seit 150 Jahren
Die rückläufige Entwicklung von Schäden durch Wolfsangriffe passt auch zu dem Umgang mit der Wölfin, die 2019 erstmals in Ohrdruf gesehen wurde.
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Nachdem die Wölfin im Herbst 2020 den ersten Wolfsnachwuchs in Thüringen seit 150 Jahren zur Welt gebracht hatte, wurde eine Abschlussgenehmigung für das Tier im Januar 2021 zurückgezogen. Nach einer Klage von Nabu und dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) darf die Wölfin nicht mehr getötet werden.
„Unser Modellprojekt mit dem Einsatz von Herdenschutzhunden wirkt. Die Zahl der Übergriffe auf Nutztiere ist aktuell so niedrig wie zuletzt vor der Rückkehr des Wolfes nach Thüringen. Das zeigt, Wolf und Weidetierhaltung mit intensivem Herdenschutz können nebeneinander existieren. Wir werden Nutztierhalter und -tierhalter dabei weiter unterstützen“, sagt Umweltstaatssekretär Olaf Möller. (kv mit dpa)