Jüchsen.
In Thüringen hat die Polizei einen Karnevalsumzugauflösen müssen. Rund 90 Narren hatten sich am Wochenende in Jüchsen, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, zusammengefunden und den illegalen Umzug gefeiert – ohne dabei auf sämtliche Corona-Regeln zu achten.
Das Verhalten in dem Ort in Thüringen sorgt bei vielen Menschen für Fassunglosigkeit. Landrätin Peggy Greiser wurde deutlich: „absolut verantwortungslos und nicht zu tolerieren“.
Corona in Thüringen: Hotspot feiert Karneval – So teuer wird es für Veranstalter und Teilnehmer
Am Sonntagnachmittag wollten einige Thüringer in Jüchsen offenbar zu Lichtmess – einem christlichen Feiertag am 2. Februar, der traditionell das letzte Fest der Weihnachtszeit bedeutet – feiern, und organisierten einen Karnevalsumzug. Unangemeldet.
Dabei wurden von den meisten Beteiligtenweder Mindestabstände eingehalten, nochnicht Mund-Nasen-Bedeckungen getragen, wie das Landratsamt Schmalkalden am Montag bestätigte. Dem Mitteldeutschen Rundfunk zufolge waren die Menschen teilweise kostümiert, auch Fahrzeuge und Pferde seien dabei gewesen.
Das wird teuer! Denn Veranstalter und Teilnehmer leisten sich damit ziemlich viele Ordnungswidrigkeiten. Die Polizei gibt einen kleinen Überblick:
- Veranstalten und Teilnehmen an einem nicht angemeldeten Karnevalsumzugs: bis zu 40 Euro Strafe pro Person
- Werden Fahrzeuge mit ungewöhnlichen Aufbauten mitgeführt: zusätzlich 60 Euro Strafe und einen Punkt in Flensburg. (Handelt es sich doch um zugelassene „Basisfahrzeuge„, erlischt für diese die Betriebserlaubnis und weitere Bußgelder und Punkte drohen dem Halter und Fahrer.)
- Eine Verschmutzung der Fahrbahn, beispielsweise durch Konfetti oder andere Wurfgegenstände: 60 Euro Strafe und einen Punkt in Flensburg.
- Wird ein Lautsprecher ohne Genehmigung betrieben:weitere 25 Euro Strafe.
- Aufbauten auf Fahrzeugen oder Anhängern können im öffentlichen Verkehrsraum als Ladung angesehen werden. Die unzureichende Ladungssicherung kann demnach mit bis zu 100 Euro Strafe und einem Punkt geahndet werden.
- Personen auf der Ladefläche oder einem Anhänger: zusätzliche fünf Euro Strafe pro Person.
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Doch den Veranstaltern drohen nicht nur Anzeigen wegen Gefährdung des Straßenverkehrs, sondern auch wegen Verstößen gegen die Pandemie-Auflagen. demnach sind Veranstaltungen jeglicher Art untersagt.
„Wer entgegen Paragraf 6 dieser Verordnung eine Veranstaltung durchführt, muss entsprechend dem aktuellen Bußgeldkatalog mit 1.000 bis 3.000 Euro Bußgeld rechnen“, erklärt die Polizei. Zusätzlich koste die Teilnahme an einer solchen Ansammlung jeden Teilnehmer 200 Euro.
„Wird während einer solchen Veranstaltung Alkohol ausgeschenkt, verstößt derjenige gegen Paragraf 3a der Verordnung. Illegaler gewerblicher Ausschank wird demnach mit 500 bis zu 10.000 Euro geahndet. Privater Ausschank kostet 200 Euro. Jeder Teilnehmer ohne qualifizierte Mund-Nasen-Bedeckung muss zusätzlich mit 60 Euro Bußgeld rechnen.“
Landrätin: „Da fehlt es offenbar komplett an Realitätssinn“
Landrätin Peggy Greiser nannte den Umzug angesichts der Coronalage „absolut verantwortungslos und nicht zu tolerieren“. Es habe bei dieser „illegalen Veranstaltung“ gleich mehrere Verstöße gegen die Verordnung des Landes Thüringen gegeben. Sie kündigte an, die Verstöße zu ahnden.
Nach Lautsprecherdurchsagen der Polizei wurde die Ansammlung am Sonntag den Angaben zufolge aufgelöst. Es wurden insgesamt sieben Strafanzeigen wegen Beleidigung, Verletzung der Vertraulichkeit des Worts und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte gefertigt.
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Karnevalisten entsetzt über Aktion
Auch die Mitglieder der Thüringer Karnevalsvereine sind entsetzt über das Verhalten einiger Karnevalisten: „In den aktuell so schwierigen Corona-Zeiten ist dies einfach verantwortungslos und rückt den organisierten Karneval in ein völlig falsches Licht“, erklärte der Landesverband Thüringer Karnevalvereine am Montag.
Auch der Bund Deutscher Karneval (BDK) verurteilte das „unsolidarische Verhalten“ der „angebliche Karnevalisten“die dadurch nicht nur die Gesundheit anderer gefährden, sondern auch dem Brauchtum und dem Ruf von Fasching, Fastnacht und Karneval insgesamt Schaden zufügen. Der Bund betonte, in der Corona-Pandemie müssten sich alle in Vereinen organisierten Karnevalisten und auch privat zusammenkommende Narren an die Schutzregeln halten.
Landkreis immer noch Thüringens Corona-Hotspot
Der Landkreis Schmalkalden-Meinungen hat nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bundesweit die höchste Inzidenz. Diese liegt dort aktuell bei knapp 326 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.
Auch für den Fall möglicher Nachahmungstaten in anderen Orten kündigte Landrätin Greiser empfindliche Strafen an. „In den Krankenhäusern kämpfen Ärzte und Pfleger um unzählige Menschenleben, daheim bangen viele um ihre wirtschaftliche Existenzen, und hier wird munter Karneval gefeiert“, kritisierte sie. „Da fehlt es offenbar komplett an Realitätssinn und Rücksichtnahme.“ (fno/dpa/afp)