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Massengrab an der Grenze zu Thüringen entdeckt

Massengrab an der Grenze zu Thüringen entdeckt

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Das ehemalige Konzentrationslager Ellrich-Juliushütte an der Grenze zwischen Niedersachsen und Thüringen war das größte Außenlager des KZ Mittelbau-Dora. Foto: Swen Pförtner / dpa

Walkenried. 

Auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Ellrich-Juliushütte an der Grenze von Thüringen und Niedersachsen sollen fast 75 Jahre nach Kriegsende zwei Sammelgräber würdig gestaltet werden. Das eine Grab sei erst vor Kurzem anhand neu aufgetauchter Fotos entdeckt worden, sagte der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, am Donnerstag.

KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte an der Grenze von BRD und DDR

Das Lager sei nach Buchenwald, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen das viertgrößte in Mittel- und Nordwestdeutschland. Allerdings wurde es nach dem Krieg wegen seiner Lage direkt auf der innerdeutschen Grenze nicht zum Erinnerungsort an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Der Bundesgrenzschutz sprengte 1964 auf westlicher Seite das ehemalige Krematorium.

Mehr als 1000 Tote im Massengrab

Im Areal rund um dieses Gebäude, das zur Gemeinde Walkenried gehört, liegen die Überreste von mehr als 1000 Häftlingen, deren Leichen im März 1945 verbrannt wurden. Von 830 Toten sind die Namen bekannt. In enger Abstimmung mit Überlebendenverbänden aus Frankreich, Belgien und Polen soll jetzt an diese Opfer des Nazi-Regimes erinnert werden. Zur Gestaltung des Ortes wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, in der unter anderem die Gedenkstättenstiftungen von Niedersachsen und Thüringen vertreten sind.

Außenlager des KZ Mittelbau-Dora

Ellrich-Juliushütte war von Mai 1944 bis April 1945 ein Außenlager des KZ Mittelbau-Dora mit durchschnittlich 8000 Insassen. Inhaftiert waren hier überwiegend politische Häftlinge aus Polen, Russland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden, aber auch ungarische und polnische Juden sowie Sinti und Roma. 4000 von ihnen kamen ums Leben.

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Ellrich gilt in Frankreich als eines der grauenhaftesten Konzentrationslager

Die baulichen Überreste des ehemaligen KZ seien nach 1945 von Ost- und Westdeutschen zerstört worden, sagte Historiker Wagner, der im Wallstein Verlag ein Buch über das Lager veröffentlicht hat. «Statt einer Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit gab es gegenseitige Schuldzuweisungen der beiden deutschen Staaten.» Während es in Deutschland weitgehend vergessen sei, gelte Ellrich in Frankreich als eines der grauenhaftesten Konzentrationslager, in das viele französische Widerstandskämpfer deportiert wurden.

Neue Fotos führen zu Massengrab

Die neu aufgetauchten Fotos, die zu dem Sammelgrab führten, stammen von einem amerikanischen Soldaten, der im Sommer 1945 das Gelände besucht hatte. Unter anderem zeigen sie eine Verbrennungsstelle. «Der Göttinger Kreisarchäologe hat diese Stelle lokalisiert», sagte Wagner. «Direkt unter der Grasnarbe ist dort immer noch alles voll mit Knochen.»

Federführend für die Gestaltung der Gräber sind jetzt die niedersächsische Gemeinde Walkenried und die thüringische Stadt Ellrich. Weil es sich um Kriegsgräber handelt, erhalten sie dafür Mittel vom Bund. (dpa)