Eisenberg.
Aller Kritik zum Trotz: Die Stadt Eisenberg hält an ihrer Entscheidung fest, das traditionelle Stadtfest künftig unter dem neuen und umstrittenen Namen feiern zu wollen.
Einigen Menschen ist das „Mohrenfest“ mehr aus sauer aufgestoßen, sie zeigten sich entsetzt. Der Vorwurf: Rassismus, Versklavung und Kolonialismus würden hier noch im Jahr 2019 verharmlost, gar zelebriert.
Thüringen: Eisenberg feiert Stadtfest – Rassismus?
Das „Mohrenfest“ setze „eine unreflektierte kolonialistische Tradition fort, die rassistische Stereotype reproduziert“, beschwerte sich das Bündnis „Zivilcourage und Menschrechte“ auf ihrer Facebook-Seite.
Bürgermeister von Eisenberg zur Kritik am „Mohrenfest“
„Zutiefst entsetzt“ zeigte sich nun auch die „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ (ISD), wie in einem offenen Brief an Eisenbergs Bürgermeister Michael Kieslich zu lesen ist.
Der hat in der Ostthüringer Zeitung nun Stellung bezogen und sieht demnach keinen Grund, sich von der Geschichte und dem Namen zu distanzieren. In Eisenberg habe der Begriff „Mohr“ eine positive Bedeutung, so der Bürgermeister gegenüber der OTZ.
Mohrenfest soll an Geschichte in Eisenberg erinnern
Die Wahl des Fest-Namens war für die Beteiligten wohl naheliegend: So ist „der Mohr“ schon seit jeher im Stadtwappen verankert, beruhend auf der „Mohrensage“, wie sie auch auf der Stadt-Homepage nachzulesen ist.
In der OTZ freute sich Eisenbergs Bürgermeister Michael Kieslich (CDU) noch: „Den Namen haben wir gemeinsam gefunden“ – eine bedeutsame Erinnerung an die Mohrenstadt Eisenberg, der die „Mohrensage“ aus herzöglichen Zeiten zugrunde liegt, heißt es in der Zeitung.
Mohrensage: Romantisch oder rassistisch?
Die Sage erzählt von einem alten Grafen, der sich von einem Kreuzzung ins Heilige Land „nach der Sitte der damaligen Zeiten einen Mohren als Diener mitgebracht“ hatte, so steht es in den Holzlandsagen.
Dieser geriet in den Verdacht, ein Schmuckstück der Gräfin gestohlen zu haben, und soll der Hinrichtung nur knapp entkommen sein, als die Gräfin das Schmuckstück doch noch fand.
Zum Ausgleich, so heißt es, schenkte der Graf „dem Mohren die Freiheit“ und nahm ihn in das Stadtwappen auf, um „seine grundlos geschändete Ehre wieder herzustellen“.
Initiative Schwarze Menschen in Deutschland entsetzt
„So weit so kitschig“, schreibt die IDS in ihrem offenen Brief und lässt ihrem Unmut nun freien Lauf. Denn für sie ist die Sage alles andere als romantisch:
„Ein weißer Europäer überfällt eine Region im Nahen Osten und bringt sich einen schwarzen Sklaven zurück und Jahrhunderte später setzt man dem ein Denkmal, das in Namen und Darstellung nur so strotzt vor kolonialen, rassistischen Stereotypen und Klischees“, beschwert sich die Initiative.
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ISD fordert Bildung einer Kommission
„Statt sich kritisch mit dieser, ihrer Geschichte auseinanderzusetzen will die Stadt Eisenberg auch noch im Jahr 2019 diese Sage und damit Rassismus, Kolonialgeschichte und Geschichtsklitterung zelebrieren“, heißt es weiter. Die ISD fordert, dass die Stadt Eisenberg eine Kommission bildet, die den Ursprung der Sage aufarbeitet und Strategien für einen künftigen Umgang mit ihrer Tradition findet.
Inzwischen hat die Stadt Eisenberg an mehreren Stellen deutlich gemacht, dass sie den neuen Namen für ihr Stadtfest beibehalten will. In der OTZ gab der Bürgermeister jedoch auch zu verstehen, dass er gerne bereit sei mit der Initiative zu reden.
Am Wochenende wird das „Mohrenfest“ jedoch erstmals unter ebendiesem Namen stattfinden.