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150 zusätzliche Stellen in Thüringer Schulen

150 zusätzliche Stellen in Thüringer Schulen

Hort
  • Ab 1. März über 150 zusätzlichen Stellen in Thüringen
  • Erhöhung der Beschäftigungsumfänge von Hortnerinnen
  • Bei halben Stellen kaum qualifizierte Bewerber

Alles hängt am Landeshaushalt: Diese Erfahrung mussten etliche der derzeit knapp 3000 Erzieherinnen und Erzieher in Thüringer Grundschulen jetzt machen. Der kürzlich vom Landtag verabschiedete Doppelhaushalt 2018/2019 machte endlich den Weg frei für zusätzliche Hortnerstellen. „Die Grundschulhorte werden ab März mit über 150 neuen Erzieherstellen deutlich gestärkt“, erklärte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) auf Anfrage. Dringend benötigte Pädagogen können eingestellt werden. Ein Teil der Vollzeitstellen werde aber auch genutzt, um den Erziehern, die bislang eine halbe Stelle oder weniger hatten, ab 1. März eine Zwei-Drittel-Stelle anzubieten.

Schule und Hort sind in Thüringen eine pädagogische Einheit

Ein besserer Betreuungsschlüssel sei wichtig für die Qualität der Betreuung der Mädchen und Jungen in den Horten. Der Freistaat ermögliche in allen Grundschulen eine Ganztagsbetreuung. Schule und Hort seien eine pädagogische Einheit. „Das ist bundesweit einmalig“, sagte Holter, der derzeit Präsident der Kultusministerkonferenz ist. „Es geht schließlich um Chancengleichheit, die soziale Herkunft soll keinen Einfluss auf die Bildungsarbeit haben.“ Auch die Erzieherinnen profitierten davon und würden es im Geldbeutel spüren. „Das ist wichtig, denn für ihre Arbeit mit den Kindern haben sie das verdient“, meinte der Minister.

Alleinerziehende oft auf staatlicher Hilfe angewiesen

Für Lehrerverbände wie der Gewerkschaft Erziehdung und Wissenschaft (GEW) kommt die Erhöhung der Beschäftigungsumfänge von 50 auf 60 Prozent deutlich zu spät. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, aber ein viel zu kleiner, erklärte Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum. Ein von staatlicher Hilfe unabhängiges Leben sei insbesondere für alleinerziehende Beschäftigte kaum möglich.

Teilzeitarbeit von mindestens 80 Prozent gefordert

Die GEW fordert deshalb eine Teilzeitarbeit von mindestens 80 Prozent. Noch besser wären Vollzeitstellen, weil nur damit eine konsequente Doppelbesetzung und vielfältige Angebote verteilt über den Tag möglich seien: „Also genau das, was die vielfach gewünschte Ganztagsschule ausmacht“, sagte Vitzthum. Das Geld dafür sei in Zeiten von Rekordeinnahmen im Land mehr als vorhanden.

„Der Erzieherberuf muss attraktiver werden“

Der Leiter vom Schulamt Nordthüringen, Bernd Uwe Althaus, konnte alle Hortnerinnen schon Anfang 2018 auf Zwei-Drittel-Stellen setzten. Der Grund: Alle Grundschulhorte in seinem Beritt gehörten zu einem Erprobungsmodell. „Der Erzieherberuf muss attraktiver werden“, mahnte er aber an. Die immer weiter auseinanderdriftende Verfügbarkeit von morgens bis in den Nachmittag hinein trage nicht gerade dazu bei, dass es viele Bewerbungen gebe.

Verharren auf halbe Stellen schreckt Bewerber ab

Auch in West- sowie in Mittelthüringen haben die Schulämter laut GEW „pragmatisch und schnell entschieden“ die noch vorhandenen offenen Stellen in eine erhöhte Teilzeit zu stecken. Die Schulämter in Ost- und Südthüringen hätten dies leider nicht getan, beziehungsweise sei ihnen dies vom Bildungsministerium nicht ermöglicht worden. Das betreffe etwa 300 Beschäftigte. Durch das Verharren auf den halben Stellen hätten sich dort kaum noch qualifizierte Bewerber beworben, hieß es. Die Folge: Schulkinder würden dort am Nachmittag von Menschen betreut, die dies nicht gelernt oder studiert haben.