- Etwa 6,5 Millionen Euro gibt Thüringen für mehr als 2000 neue Polizeihelme aus
- Diese sollten die Beamten auch schützen, wenn Schüsse fallen
- Doch nicht alle Modelle sind wirklich kugelsicher
Die von Thüringen gekauften ballistischen Helme für die Polizei bieten bei Schüssen weniger Schutz als bisher bekannt. Ein Teil der Polizisten ist nach Angaben von Kritikern dadurch nicht gegen Schüsse aus Handfeuerwaffen von vorn gewappnet. Das Innenministerium teilte auf Anfrage mit, die Helme seien in der Regel mit Schlagschutzvisieren und nicht mit ballistischen Visieren ausgestattet. Nur bestimmte Einheiten der Landespolizei hätten für den Helm ballistische Visiere erhalten oder würden künftig damit ausgestattet.
Balance gefunden aus Schutz, Tragekomfort und Einsatzbedarf
Das Land habe sich bei der Anschaffung der Helme für eine Kompromisslösung entschieden, die für die meisten Einsätze geeigneter sei, sagte ein Ministeriumssprecher. „Es galt, bei der Beschaffung von ballistischen Helmen einen optimalen Kompromiss zwischen Schutzwirkung, Tragekomfort und einsatztaktischen Belangen zu finden“, sagte der Sprecher. Theoretisch könnten die Schlagschutzvisiere an den Helmen ohne großen Aufwand gegen ballistische Visiere ausgetauscht werden, wenn es erforderlich sei.
Welchen Schutz bieten Schlagschutzvisiere?
Schlagschutzvisiere bieten anders als ballistische Visiere keinen Schutz gegen Schüsse aus Handfeuerwaffen. Sie sollen die Beamten vielmehr vor Flaschen- oder Steinwürfen sowie Schlägen ins Gesicht zu schützen. Der eigentliche Helm sorgt nach Angaben eines Ministeriumssprecher jedoch für einen wirksamen Schutz gegen Geschosse verschiedener Kaliber sowie Splitter bei Explosionen.
Warum sind ballistische Visiere nachteilhaft?
Ballistischen Visiere schützen nach Ministeriumsangaben einen Großteil des Kopfes gegen Geschosse verschiedener Kaliber – sie seien allerdings auch schwer. „Ein ballistisches Visier erhöht das Gewicht des Helmes deutlich.“ Das würde Handlungsfähigkeit und Durchhaltevermögen von Beamten im Einsatz einschränken. Diese Helme könnten deshalb nur bedingt bei längeren Einsätzen durchgehend getragen werden.
Beamte nicht durchgängig erfreut über Kompromiss
In Polizeikreisen wird der Helm-Kompromiss kritisch gesehen. Das Gewicht des Helms sei ein Kriterium. Bei möglichen Terroreinsätzen seien viele Thüringer Beamte aber auch dann noch nicht umfassend geschützt, wenn sie ihren Helm tragen würden, hieß es.
Nach früheren Angaben des Innenministeriums hat Thüringen etwa 2270 Helme für die Polizei bestellt – zu Gesamtkosten von etwa 6,5 Millionen Euro. Bisher sollen etwa 1500 dieser Helme ausgeliefert worden sein.