- Rechtsrock-Konzert „Rock gegen Überfremdung“ in Themar
- Mehr als 5000 Rechte angereist
- Mehrere hundert Menschen beteiligen sich an Gegenprotest
Themar im Ausnahmezustand: Mehr als 5000 Anhänger der rechten Szene kamen bis Samstagnachmittag zum bundesweit wohl größten Neonazi-Konzert des Jahres in die kleine südthüringische Stadt. Die Polizei sprach drei Stunden nach Festivalbeginn von einem weiterhin starken Zulauf. Große Menschenmengen stünden in und um das Festivalzelt. Aus Sicherheitsgründen hätten die Veranstalter deshalb das Festivalgelände vergrößert. Viele Autos würden derzeit auf den vorgesehenen Wiesen keine Parkplätze finden.
„Das Sicherheitskonzept gegen das Konzert „Rock gegen Überfremdung“ ist bislang voll aufgegangen“, sagte der Sprecher der Landespolizeidirektion, Patrick Martin, der Deutschen Presse-Agentur. Er sprach von einem schwierigen Einsatz für die Beamten.
Bilder aus Themar:
Der Zulauf bei den Gegenprotesten war entgegen der Erwartungen verhalten. Statt der erwarteten 2000 Menschen demonstrierten nur mehrere Hundert gegen Rechts. Neun Veranstaltungen waren im Vorfeld angemeldet worden.
Polizei registriert Straftaten
Die Polizei konnte bis zum Nachmittag 23 Straftaten rund um das Rechtsrock-Konzert in Themar festellen. Den größten Teil machte dabei laut einer Mitteilung der Beamten die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aus. Auch Beleidigungen, Sachbeschädigung und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden von den Ordnungshütern aufgenommen. Alle Straftaten hätten unter Einfluss von Alkohol stattgefunden.
Fast 1000 Polizisten in Themar im Einsatz
Rund 1000 Polizisten aus Thüringen und mehreren Bundesländern waren im Einsatz – auch um ein Aufeinandertreffen der Teilnehmer des Rockkonzerts mit den Gegendemonstranten zu verhindern. Die Rock-Konzert-Besucher, teils mit T-Shirt-Aufschriften wie „Sturm auf Themar“ oder „Frei wie ein Vogel“, wurden vor Eintritt in das mit hohen Gittern eingezäunte Festivalgelände von der Polizei durchsucht. Einige Konzert-Besucher zeigten mit ihrer Kleidung deutlich ihre politische Einstellung:
Auf der Wiese war ein riesiges Zelt aufgebaut, das laut Polizei die erwarteten 5000 Menschen fassen kann. Das Konzert soll bis nach Mitternacht dauern.
Ruhige Lage in Themar
Bürgerinitiativen, die Kirche und Privatleute hatten im Vorfeld zum Protest aufgerufen. In der 3000-Einwohner-Stadt, in der bunte Plakate und Transparente zu sehen waren, war es trotz Bürgerfest und kleinen Protesten auffallend ruhig. Der stellvertretende Landrat von Hildburghausen, Helge Hoffmann, sagte, was die kleine Gemeinde an Protest organisiert habe, sei ehrenwert. Er gab zu bedenken: „Wir sind hier in einem ländlichen Raum.“ Er habe sich jedoch mehr Unterstützung aus der Region gewünscht, sagte er.
Auch die Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss (Linke) und Madeleine Henfling (Grüne) sagten, man dürfe nicht vergessen, dass es sich um einen Ort mit 3000 Einwohnern handele. Was die Einwohner an Protestaktionen gegen das Neonazi-Konzert auf die Beine gestellt hätten, sei sehr gut gewesen. Eine klare politische Position von Bürgern, Kirchen, Vereinen und Verbänden sei von vornherein da gewesen. „Sie haben nicht darüber debattiert, ob sie protestieren, sondern nur, wie sie es machen“, sagte Henfling.