Weil er einigen Pädagogen zu frech war, verschwand er eine Zeit lang vom Bildschirm. Doch dann kehrte der Kobold namens Pittiplatsch zurück – und begeisterte nicht nur die jungen Zuschauer.
Der kleine braune Kobold mit der Punkerfrisur hat ein loses Mundwerk – und einen für ihn typischen Spruch. „Ach du meine Nase“, sagt Pittiplatsch gerne. Mehrere Generationen einstiger DDR-Bürger können sich noch gut an die beliebte Figur aus dem DDR-Kinderfernsehen erinnern. Noch heute tritt „Pitti“ regelmäßig abends im „Sandmännchen“ auf – allerdings kommt er inzwischen aus dem Archiv. Nun wird der 55. Geburtstag des Kobolds mit sozialistischen Wurzeln gefeiert.
Pittiplatsch soll Kinder negativ beeinflussen
Am 17. Juni 1962 erschien Pittiplatsch erstmals im Ost-„Sandmännchen“ – geführt und gesprochen von Puppenspieler Heinz Schröder. Einige Pädagogen waren von der etwas frecheren Figur allerdings nicht sehr angetan. Sie fürchteten, dass die Kinder von diesem Kobold Dummheiten lernen. Deshalb wurde „Pitti“ nach nur zwei Folgen wieder aus der Sendung genommen, wie Schröder Jahrzehnte später berichtete.
Pittiplatsch erlebt Comeback
Doch nach zahlreichen Protestbriefen erschien „Pittiplatsch, der Liebe“, wie er sich selbst nennt, Heiligabend 1962 wieder. Er war optisch leicht verändert und etwas weniger frech. Seine Freunde, die Ente Schnatterinchen und den Hund Moppi, hielt er fortan jahrzehntelang ordentlich auf Trab. In hunderten kleinen Geschichten trieben die Figuren ihre Späße, bevor der Sandmann den Kindern Schlafsand in die Augen streute.
Hinter „Pitti“ standen mehrere Schöpfer: Der Spruch „Ach du meine Nase“ legte ihm der Schriftsteller Walter Krumbach (1917-1985) in den Mund. Er hat auch den Text für das „Sandmännchen“-Lied („Sandmann, lieber Sandmann…“) geschrieben. Die Puppen von Pittiplatsch und Schnatterinchen schuf Emma-Maria Lange (1921-2016).
Fernsehgeschichte endet mit Deutschen Fernsehfunk
Pittiplatsch-Stimme Heinz Schröder (1928-2009) sagte lange nach dem Mauerfall rückblickend: „Das Schöne war, dass wir politisch nicht eingeengt waren. Man konnte ja einem Fuchs schlecht ein Pionierhalstuch umbinden oder einem Kobold ein Abzeichen für gutes Wissen.“
1991 wurde der Deutsche Fernsehfunk (DFF), also das einstige DDR-Fernsehen, abgewickelt. Das war auch das Ende für aktuelle Fernsehgeschichten rund um Pittiplatsch. Danach tourten Schröder und sein kleines „Pittiplatsch-Ensemble“ erfolgreich mit einem Bühnenprogramm durch das Land. Bis kurz vor seinem Tod gab der Puppenspieler noch Vorstellungen.
Ost-Sandmännchen bleibt erhalten
Das „Sandmännchen“ ist eine von wenigen Sendungen aus dem DDR-Fernsehen, die es noch immer gibt – im KiKA, im RBB und im MDR. Immer am Wochenende sind dort „Pitti“ und seine Freunde zu sehen. Manche der mehr als 1000 einst gedrehten Episoden seien allerdings in solch einem schlechten Zustand, dass sie erst restauriert werden müssen, bevor sie wieder gezeigt werden könnten, sagte eine RBB-Sprecherin. Bei einigen ist das schon geschehen.
Geburtstagsfeier im Juni
Im Juni feiert der RBB den Geburtstag des kugeligen Kobolds mit den großen Augen. An jedem Samstag dieses Monats sendet das RBB Fernsehen um 17.55 Uhr eine Sandmännchen-Folge mit einem Abendgruß von Pittiplatsch, Schnatterinchen und Co. Am 17. Juni gibt es im Filmpark Babelsberg in Potsdam eine Geburtstagsparty für Pittiplatsch. Die Kids können einen Pittiplatsch-Verkehrsparcours absolvieren oder eine Pittiplatschfigur aus Gips gestalten. „Pittiplatsch und sein Freund das Sandmännchen sind live vor Ort und freuen sich auf viele kleine und große Geburtstagsgäste“, kündigte der RBB weiter an.
Im MDR läuft am Abend des 55. Geburtstags von „Pitti“ eine Sandmann-Episode mit dem Kobold (18.54 Uhr): Schnatterinchen bereitet das Abendessen vor. Es gibt frische Erdbeeren mit Puddingguss. Aber „Pitti“ ist vor Ungeduld schon ganz durcheinander – und fährt mit seinem Roller gegen „Schnattchens“ Puppenwagen.