Während sich die einen für Vielfalt und Religionsfreiheit aussprechen, wollen die anderen den Reformator Martin Luther und das Musik-Genie Johann Sebastian Bach für fremdenfeindliche Botschaften instrumentalisieren. Am Samstag werden in Eisenach zahlreiche Menschen auf die Straße gehen – aber der Graben zwischen den Gruppen könnte größer nicht sein, dabei stehen sie nur wenige Meter voneinander entfernt. Die Demo der NPD und der Gegenprotest sorgen außerdem für Verkehrsbehinderungen, heißt es aus der Stadtverwaltung.
NPD Eisenach instrumentalisiert Luther und Bach
Mit ihrer Kundgebung ab 13 Uhr auf dem Karlsplatz will sich die rechtsextreme NPD gegen Zuwanderung und eine vermeintliche Islamisierung der Bundesrepublik aussprechen. Für ihr Anliegen sollen auch Luther und Bach herhalten. Ein Veranstaltungsplakat zeigt die beiden historischen Persönlichkeiten und einen Pfeil, der auf sie gerichtet ist. An ihm steht: „Wären sicher auch gekommen.“ Nach Ansicht der Nationalisten hätten sich beide auch gegen einen „Siegeszug“ des Islam über das Abendland gewehrt. Nach den Worten von Stadtrat Patrick Wieschke geht es der NPD auch konkret um den Gebetsraum am Karlsplatz und den geplanten Moscheebau in Erfurt.
Bündnis gegen Rechtsextremismus zeigt Weltoffenheit
Dass „Eisenach eine weltoffene Stadt ist, in der Menschen unabhängig von ihrer Religion und Weltanschauung friedlich miteinander leben“, will dagegen das Bündnis gegen Rechtsextremismus Eisenach zeigen. In der Zeit von 12 bis 14 Uhr bringt es den Gegenentwurf zum NPD-Weltbild ebenfalls auf den Karlsplatz, will hier für Religionsfreiheit demonstrieren. Auf einer Bühne sollen unter anderem Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften zu Wort kommen. Außerdem ist der muslimische Gebetsraum geöffnet und bietet interessierten Gästen einen Einblick.
Bunte Menschenkette in Eisenach
Zwischen 12.45 und 13.15 Uhr soll eine Menschenkette vom Nikolaitor bis zum Eingang der Karlstraße gebildet werden. Die Teilnehmer bringen, so schlagen es die Initiatoren vor, bunte Tücher oder Schals mit, um die Vielfalt zu symbolisieren.
Karlsplatz während Demo gesperrt
Wegen der Kundgebungen sind der Karlsplatz und die Johannisstraße in Eisenach am Samstag ab etwa 11 Uhr gesperrt. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass der Bereich bis spätestens 17 Uhr wieder freigegeben werden kann. Die Sophien- und die Alexanderstraße sollen nach aktuellem Stand für den Verkehr frei bleiben. Das Rathaus bittet Autofahrer, den Demonstrationsbereich zu umfahren und die Halteverbote zu beachten.
Busse werden umgeleitet
Busse werden den ganzen Tag lang umgeleitet. Sie halten nicht am Karlsplatz vor dem Lutherdenkmal und am Markt. Ersatzstopps werden in der Nicolaistraße vor dem Ärztedenkmal und in der Sophienstraße eingerichtet.