- „Saat des Bösen“ quält 17-Jährigen brutal in Suhl
- Polizei nimmt kriminelle Bande ins Visier
- Drei Männer aus Suhl festgenommen, Ermittlungen laufen weiter
In Suhl hat die Polizei eine schwerkriminelle Bande auffliegen lassen. Die Gruppe mit dem Namen „Saat des Bösen“ steht unter anderem im Verdacht, einen Jugendlichen gekidnappt, misshandelt und zum Drogenverkauf gezwungen zu haben. Mittlerweile sitzen drei junge Männer in Haft, gegen mindestens fünf weitere laufen noch Ermittlungen.
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17-Jähriger in Suhl angezündet
Es sind geradezu unglaubliche Szenen, die sich in einer Suhler Wohnung abgespielt haben sollen: Ein 17-Jähriger wird über Wochen in einem Gebäude in der Siedlung „Ilmenauer Straße“ festgehalten. Seine Hände sind die meiste Zeit über an eine Heizung gefesselt. Immer wieder kommen Männer vorbei, die glühende Zigaretten auf ihm ausdrücken, ihn mit einem Messer bedrohen und verletzen – und schließlich sogar eine brennbare Flüssigkeit über ihn schütten und anzünden. Welche Verletzungen er davonträgt, ist bislang nicht bekannt.
Gekidnappter muss Drogen verkaufen – nach Weihnachten gelingt die Flucht
Zwischendurch wird der 17-Jährige mehrfach gezwungen, Drogen in Suhl zu verkaufen. Weil stets mindestens einer der Entführer in der Nähe ist, kann das Opfer nicht fliehen, wird immer wieder in die Wohnung zurückgebracht und angekettet.
Am 29. Dezember gelingt ihm schließlich die Flucht. Er läuft zur Polizei und berichtet von den Gräueltaten. Die Beamten überprüfen seine Aussagen, halten die Version für schlüssig. Auch eine rechtsmedizinische Untersuchung bestätigt den Tathergang.
Polizei-Ermittlungen nehmen Fahrt auf
Schnell wird den Sicherheitsbehörden klar, dass es sich bei den Verdächtigen um Angehörige der selbsternannten „Saat des Bösen“ handelt. Die Staatsanwaltschaft beantragt Haftbefehle gegen einen 18- und einen 21-jährigen Suhler. Am Silvesterabend kommt der jüngere der beiden den Ermittlern zuvor und stellt sich. „Er hatte vermutlich Wind davon bekommen, dass er gesucht wird“, heißt es dazu in einer Mitteilung der Polizei vom Freitag. Der 18-Jährige gesteht und räumt sogar weitere Straftaten ein, schließlich landet er hinter Gittern.
Komplize versteckt sich wochenlang
Im Januar kommen Kriminalpolizisten und Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) auch dem 21-Jährigen auf die Spur. Er hatte sich wochenlang in einer Wohnung in der Otto-Bruchholz-Straße in Suhl versteckt. Der junge Mann äußert sich zu den Vorwürfen nicht. Die bisherigen Erkenntnisse der Polizei reichen einem Richter aber aus, um den 21-Jährigen ins Gefängnis zu schicken.
Spezialkräfte schnappen sich Anführer der „Saat des Bösen“
Während ihrer Ermittlungen decken Polizei und LKA ein ganzes Netz von Kriminellen auf. Sie sollen im großen Stil gestohlen, gedealt und erpresst haben. Als Kopf der Gruppe gerät bald ein 23-jähriger Suhler ins Visier. „Er hatte offenbar seine Stellung in der Hierarchie der Bande ausgenutzt, um Bandenmitglieder zu Straftaten zu nötigen“, beschreibt die Polizei das Gefüge. Am vergangenen Donnerstag nehmen Spezialkräfte den Anführer in Dillstädt fest. Auch er sitzt mittlerweile in einer Justizvollzugsanstalt.
Polizei sucht nach weiteren Hinweisen
Die Arbeit der Polizei ist aber noch nicht beendet. Eine Ermittlergruppe beschäftigt sich noch mit anderen Tatverdächtigen. Mindestens fünf weitere Personen sollen in die Machenschaften verwickelt sein – etwa indem sie an den Straftaten selbst beteiligt waren oder mit Verstecken und Informationen halfen. Bei ihrer Arbeit hoffen die Beamten auch auf Hinweise aus der Bevölkerung, telefonisch unter der Nummer (03681) 32 14 66.