Alexander Czerwinski ist wohl der bekannteste Sumo-Ringer Deutschlands und inzwischen auch in Spielfilmen, auf der Theaterbühne und bei Fernsehserien zu sehen.
Bei seinem Ausflug in die „Bachstelze“ nach Bischleben konnte Thüringen24 einen der bekanntesten Sumo-Sportler Deutschlands treffen. 2000 wurde er Weltmeister im brasilianischen Sao Paulo. Wir sprachen mit Alexander Czerwinski, der heute Schauspieler ist, über einen ungewöhnlichen Sport.
Deutschland ist ja nicht unbedingt als Land der Sumo-Ringer bekannt, wie kommt man dazu?
Alexander Czerwinski: Bei mir kam es über das Judo. Das habe ich als Kind gemacht. Zu DDR-Zeiten bei der HSG Uni Rostock und später ganz klassisch auf der Kinder- und Jugendsportschule des ASK Vorwärts Frankfurt/Oder. Auch recht erfolgreich. Irgendwann fragte mich Jörg Brümmer, der 1998 als erster Nicht-Japaner Amateur-Weltmeister wurde, ob ich nicht Lust dazu hätte. Ich habe es probiert und es lief von Beginn an richtig gut.
Haben die Judo-Kenntnisse beim Sumo etwas genutzt?
Definitiv, die Ausbildung in der DDR war hart und gut. Kraft und Schnelligkeit gehören zu den Dingen, die auch als Sumo-Ringer gefragt sind.
Nicht populär in Deutschland, oder doch?
Aber in Deutschland gehört diese Form des Ringens ja nicht unbedingt zu den populären Sportarten. Wie wird man Weltmeister?
Die Deutschen sind beim Sumo wirklich gut und haben 2000 in Brasilien als erste nichtjapanische Mannschaft den Weltmeistertitel geholt. In meinem Fall denke ich, dass ich, was die Physis angeht, bessere Voraussetzungen hatte als meine asiatischen Mitstreiter.
Wie hoch war ihr Kampfgewicht?
Zu Spitzenzeiten 225 Kilogramm.
Und fühlt sich das körperlich noch gut an?
Um ehrlich zu sein nicht. Man wird als Kämpfer auch berechenbarer, denn wenn du einmal ins Leere läufst, liegst du schnell auf dem Rücken.Später hatte ich um die 205 Kilo. Danach habe ich mit 180 Kilogramm Kämpfe bestritten. Zum Glück habe ich dieses hohe Gewicht körperlich recht gut überstanden, auch wenn die Gelenke in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Was isst man eigentlich als Sumo-Ringer?
Und wie schwer sind Sie heute?
155 Kilogramm.
Was isst man denn, um 225 Kilo zu wiegen?
Naja, so rund 8000 bis 9000 Kalorien am Tag. Die Japaner essen einen speziellen Eintopf, da kommt alles rein. Und ein Portion hat rund 2000 Kalorien. Davon dann zwei, drei Portionen.
Wie fühlt ein Sumo-Kampf an?
Man muss sich vorstellen, dass da riesige Kräfte wirken. Wenn Dein Gegner mit rund 200 Kilogramm in deine Richtung schießt, und du passt eine Sekunde nicht auf, dann wird es schnell dunkel. Besonders gut lief es für mich, wenn ich richtig Lust hatte zu kämpfen, wenn man im Flow ist, wie man so schön sagt.
Und geht man da mit einem Plan ran?
Kein Plan übersteht den ersten Angriff könnte man sagen. Unangenehm ist es vor allem aber, wenn man unter zu großem Erwartungsdruck steht.
Gab es Probleme mit dem hohen Gewicht?
Ich kann mich an eine witzige Begebenheit erinnern, die ich nicht vergessen werde. In Japan hat sich ein Taxifahrer geweigert, einen Team-Kollegen und mich gemeinsam mitzunehmen. Wir mussten dann getrennte Taxis nehmen, jeder eins.
Und wie passt das mit der heutigen Schauspielerei zusammen?
Beides ist eine Form von Entertainment, beides soll Leute unterhalten, das sind die Gemeinsamkeiten. Über das Theater bin ich dazu gekommen, da wurde ein Sumo gesucht: 2001 in dem Stück „Wegen Reichtum geschlossen“. Seitdem hat sich das gut entwickelt und mir fällt es leicht, Texte zu lernen.
Mit ihrem Gewicht und den Kampfsporterfahrungen besetzten Sie da sich auch ein Nische?
Genau. Das stimmt tatsächlich.
Zur Person:
Alexander Czerwinski (* 10. April 1969 in Rostock) ist ein deutscher Schauspieler und ehemaliger Judoka, Sumo-Weltmeister und Defense-Spieler der American-Football-Mannschaft Rostock Griffins.