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Gänsebraten wird etwas teurer – Schlachtsaison hat begonnen

Gänsebraten wird etwas teurer – Schlachtsaison hat begonnen

Drei Gänse blicken in die Kamera.
Drei Gänse blicken in die Kamera. Foto: dpa

Für die ersten Gänse hat es sich ausgeschnattert – sie kommen zum Martinstag als Braten auf den Tisch. Das Gros der Tiere hat jedoch noch eine Galgenfrist bis Weihnachten. Die Nachfrage nach Gänsen aus hiesiger Aufzucht steige von Jahr zu Jahr, sagen Fachleute.

Für ihren Gänsebraten aus heimischer Aufzucht müssen die Thüringer dieses Jahr etwas mehr zahlen. Im Schnitt stiegen die Preise um bis zu einen Euro pro Kilogramm auf 12,50 Euro bis 12,90 Euro, sagte Bernd Kästner von der Landesanstalt für Landwirtschaft der Deutschen Presse-Agentur. Teilstücke wie Brustfilet oder Keule seien teurer. Begründet wird die Preiserhöhung von den Betrieben etwa mit höheren Lohnkosten für die Mitarbeiter.

Für die ersten Gänse hat das letzte Stündlein bereits geschlagen – sie kommen am Freitag als Braten zum Martinstag auf den Tisch. Martinsgänse machten aber weniger als zehn Prozent des Absatzes aus, betonte der Geflügelfachmann. Das Gros der Gänse werde als Braten für Weihnachten verkauft.

Mehr als 40.000 Gänse in Thüringen

In Thüringen werden seinen Angaben nach mehr als 40.000 Gänse gehalten, etwas mehr als die Hälfte in Großbetrieben mit mehr als 500 Tieren. In der Regel würden die Küken im Alter von etwa zwei Wochen im Juni oder Juli aus den Brütereien geliefert und dann größtenteils unter freiem Himmel bis zum Schlachten vor Weihnachten gemästet. Dann bringen sie etwa vier bis fünf Kilogramm auf die Waage.

„Die Nachfrage nach frischen Freilandgänsen steigt von Jahr zu Jahr“, sagte Stefan Lüdke, Geschäftsführer der Gönnataler Putenspezialitäten. Sein Betrieb ist einer der größten Gänsehalter Thüringens und verkauft die geschlachteten Tiere auch weit über die Landesgrenze hinaus. Allein vor dem Martinstag seien etwa 1000 Gänse geschlachtet worden, erklärte Lüdke. Sein Betrieb habe die Preise dieses Jahr um 50 Cent je Kilogramm angehoben.

Viele Importe aus Osteuropa

Umfragen zeigten allerdings, dass Ente und Gans eher bei älteren Menschen als Braten beliebt sei, erklärte Kästner. „Jüngere Menschen neigen eher zu Pute und Hähnchenfleisch.“ Nicht nur, dass die Zubereitung von Gans und Ente anspruchsvoller sei; der Braten sei auch eine Kostenfrage – Pute und Hähnchen seien deutlich billiger als Gans. Kästner rät den Direktvermarktern daher, bei den Jüngeren stärker für Gänsefleisch zu werben.

Inzwischen würden Gänse verstärkt auch in Teilstücken vermarktet. Single- und Rentner-Haushalten – deren Zahl wächst – könnten oft wenig mit einer kompletten Fünf-Kilo-Gans anfangen, erläuterte Kästner. Wem eine ganze Gans zu viel sei, für den komme auch die kleinere Ente infrage. Von ihnen würden etwa 53.000 Tiere in Thüringen gehalten – meist von kleinen Betrieben und Hobbyhaltern. Insgesamt werde die Nachfrage nach Gänsefleisch ohnehin nur zu einem Bruchteil aus heimischer Aufzucht gedeckt. Viel in Supermärkten zu findendes Fleisch komme stattdessen aus Osteuropa. Daher gebe es für die Gänsehaltung im Freistaat noch deutliches Potenzial.

Tierschützer raten zu fleischfreiem Braten

Diverse Tierschutzorganisationen mahnen jedoch schlechte Haltungsbedingungen in der Gänsemast an. Denn nicht überall wachsen die Tiere unter freiem Himmel auf. „Die Gänse werden oftmals in großen Gruppen auf engstem Raum in sogenannten intensiven Stallhaltungen, teilweise auch in Käfigen, gehalten“, kritisiert Mike Ruckelshaus von der Tierschutzorganisation Tasso. „Die Schlachtreife wird durch künstliches Licht und Kraftfutter gefördert. Häufig stammt das angebotene Gänsefleisch aus der in Deutschland verbotenen Stopfleberproduktion.“ Dies werde möglich, weil es keine Haltungsvorschriften für Gänse in Deutschland gibt, so Tasso weiter.

Die Tierschützer raten daher dazu, auf vegetarische oder vegane Alternativen zurückzugreifen. „Wer dennoch nicht auf den Gänsebraten verzichten will, sollte Gänse aus ökologischer und regionaler Erzeugung kaufen“, so Tasso weiter. Gesetzlich geschützte Kennzeichnungen wie beispielsweise „Freilandhaltung“, „bäuerliche Freilandhaltung“ oder „ökologische Tierhaltung“ stünden für eine artgerechte Haltung mit Auslauf.