Wenn Kinder oder Jugendliche nicht mehr bei ihren Eltern bleiben können oder wollen, dann ist eine Pflegefamilie eine Alternative. Die Zahl der jungen Menschen, die so aufwachsen, ist deutlich gewachsen.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in einer Pflegefamilie untergebracht sind, hat in Thüringen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Zwischen 2009 und 2014 sei sie um fast 20 Prozent gestiegen, heißt es in der Antwort des Thüringer Bildungsministeriums auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion im Landtag zu Situation von Kindern und Jugendlichen im Land. So seien vor sieben Jahren 1263 junge Menschen im Rahmen einer Vollzeitpflege in Pflegefamilien aufgewachsen. Vor zwei Jahren seien es schon 1511 gewesen.
Größeres Hilfsangebot
Auch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze in stationären Jugendhilfeeinrichtungen – wie zum Beispiel Kinderheimen – ist zuletzt gewachsen. Insgesamt habe es in der stationären Jugendhilfe 2015 mehr als 2900 genehmigte Plätze gegeben, heißt es in der Antwort des Bildungsministeriums. 2012 waren es weniger als 2700.
Leibliche Eltern behalten Sorgerecht
Pflegeeltern nehmen ein Kind auf, wenn es – aus unterschiedlichen Gründen – nicht von seinen Eltern erzogen werden kann. Manche Jungen oder Mädchen werden nur für eine bestimmte Zeit, andere auf Dauer in einer Pflegefamilie untergebracht. In der Regel bleibt das Sorgerecht nach Angaben des Sozialministeriums bei den leiblichen Eltern. Die Pflegeeltern kümmern sich aber im Alltag um das Kind. Eine Zusammenarbeit zwischen den Pflegeeltern und den leiblichen Eltern sei meist unbedingt notwendig, hieß es.
Das Jugendamt begleitet sowohl die Kinder als auch die leiblichen Eltern und die Pflegeeltern. Die Pflegeeltern erhalten ein sogenanntes Pflegegeld, um die Kosten für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen zu decken.
Genaue Zahlen über Pflegefamilien unklar
Wie viele Pflegefamilien es in Thüringen gibt, ist anders als die Zahl der Pflegekinder laut der Antwort des Bildungsministeriums nicht abschließend geklärt. Nur elf Jugendämter der insgesamt 23 Landkreise und kreisfreien Städte im Land hätten sich an einer Abfrage des Ministeriums beteiligt, heißt es.
Den Angaben zufolge gibt es beispielsweise aktuell in Erfurt 91 Pflegefamilien und in Gera 56. Im Wartburgkreis sowie dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen – die beide jeweils etwas mehr als halb so viele Einwohner haben wie Erfurt – gibt es 76 beziehungsweise 77 Pflegefamilien.