Jetzt im Herbst sind wieder besonders viele Igel unterwegs, um sich vor dem Winterschlaf fett zu fressen. Immer wieder nehmen Menschen dann scheinbar zu kleine oder kranke Igel mit nach Hause, um sie dort zu pflegen. Das ist jedoch kontraproduktiv.
Was vielleicht gut gemeint ist, ist in Wahrheit falsch verstandene Tierliebe: Die natürliche Entwicklung von Igelkindern wird durch die menschliche Pflege in der warmen Stube nachhaltig gestört. „Igel sind Wildtiere, keine Haustiere“, gibt Jürgen Ehrhardt vom Naturschutzbund (Nabu) Thüringen zu bedenken. Die Überlebenschance eines scheinbar kranken oder untergewichtigen Igels werden durch die Überwinterung im warmen Haus daher nicht immer erhöht.
Igel nicht mit nach Hause nehmen!
Häufig sind gerade junge Igel tagsüber auf Futtersuche, das ist völlig normal und kein Grund um die Igel mitzunehmen. Nur deutlich unterernährte oder offensichtlich kranke Exemplare benötigen wirklich Hilfe. Dann ist jedoch nicht das heimische Wohnzimmer, sondern die nächste Igelstation das Ziel der Wahl. „Ist Erste Hilfe notwendig, empfiehlt es sich dringend, sachkundigen Rat einzuholen“, so Ehrhardt.
Igeln helfen mit naturnahen Gärten
Wer dem Igel wirklich helfen will, gestaltet ihm im Garten oder Vorgarten einen ansprechenden Lebensraum – denn davon findet der stachelige Insektenfresser immer weniger. Dazu gehören neben Haufen mit Ästen, Reisig und Laub auch Hecken und Büsche. „Wer den Tieren einen dauerhaften Platz bieten möchte, kann den Reisighaufen mit einer Basis aus Feldsteinen versehen, oder selbst einen künstlichen Igelunterschlupf zimmern“, so Ehrhardt. Aber auch Schuppen, Holz- und Steinhaufen sowie Erdmulden werden gern genommen. Außerdem sollte man auf Schneckengifte und Laubsauger verzichten.
Zufütterung nur kurzzeitig vertretbar
Kurz vor dem Wintereinbruch brauchen Igel viel Nahrung. Daher ist es vertretbar, den Stacheltieren im Herbst und Frühjahr zusätzlich Futter anzubieten, allerdings nur kurzzeitig. „Gefüttert werden sollte nur nichtverderbliches Feucht- oder Trockenfutter für Katzen, keinesfalls Speisereste oder Dosenfutter“, so Ehrhardt. Dabei sollte auf keinen Fall zu Milch gegriffen werden, da Igel diese nicht vertragen. Stattdessen sollte einfach frisches Wasser angeboten werden, das regelmäßig erneuert wird.