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ICE-Neubaustrecke durch Thüringer Wald bereit für Testbetrieb

ICE-Neubaustrecke durch Thüringer Wald bereit für Testbetrieb

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Foto: Wolfgang Thieme/dpa

Bis die ersten ICE-Züge durch den Thüringer Wald rollen, wird noch mehr als ein Jahr vergehen. Die Hauptarbeiten an der Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Bayern sind jedoch bereits abgeschlossen.

Wichtiger Meilenstein für die neue ICE-Strecke Berlin-München: Mit der technischen Fertigstellung der Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Thüringer Wald wurde der teuerste und aufwendigste Abschnitt dieses Bahn-Großprojektes bewältigt. Nach jahrelangen Bauarbeiten erfolgt nun der feierliche Lückenschluss an der bayrisch-thüringischen Grenze.

Wie lang ist die neue Trasse?

Die Strecke führt von der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt ins oberfränkische Ebensfeld und ist 107 Kilometer lang. Auf Thüringer Seite mussten auf rund 72 Kilometern und in Bayern auf 35 Kilometern neue Gleise verlegt werden.

Vor welchen Herausforderungen standen die Streckenbauer?

Die Trasse mitten durch den Thüringer Wald war eine ingenieurtechnische Herausforderung. So führt die Neubaustrecke fast zur Hälfte durch Tunnel oder über Talbrücken. Insgesamt mussten 29 Brücken errichtet und 22 Tunnel gebohrt werden. Beim Bau des rund acht Kilometer langen Bleßbergtunnels in Thüringen entdeckten die Bauarbeiter zudem eine Tropfsteinhöhle.

Wann rollen die ersten ICE-Züge durch den Thüringer Wald?

Nicht vor Ende des nächsten Jahres. Der zweigleisige, elektrifizierte Abschnitt wird erst mit der gesamten Strecke Berlin-München zum Fahrplanwechsel 2017 in Betrieb genommen.

Was geschieht bis dahin?

Geplant sind zahlreiche Tests. So sollen Mitte Oktober die ersten Probe- und Messfahrten beginnen. Außerdem müssen die Lokführer geschult werden.

Was bringt die neue Strecke?

Die Strecke ist auf Geschwindigkeiten bis zu 300 Stundenkilometer ausgelegt; die Fahrzeit zwischen Berlin und München sinkt von derzeit sechs auf künftig rund vier Stunden. Die Fahrt von Erfurt nach München soll dann zweieinhalb Stunden dauern.

Was sagen Umweltschützer zu der Trasse durch den Thüringer Wald?

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Thüringen hält die Bahntrasse durch den Thüringer Wald aufgrund der massiven Einschnitte in das Landschaftsbild für äußerst fragwürdig. «Das Projekt ist auch verkehrspolitisch völlig unsinnig», kritisiert BUND-Landesgeschäftsführer Burkhard Vogel unter anderem mit Blick auf Weimar und Jena, die dadurch zunächst vom Fernverkehr abgekoppelt würden. Der BUND hatte nach eigenen Angaben in den 1990er-Jahren gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt, war damit aber vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gescheitert.

Wie teuer ist die ICE-Verbindung zwischen München und Berlin?

Der Aus- und Neubau dieser Verbindung gehört zu einem der größten und umfangreichsten Verkehrsprojekte Deutsche Einheit. Die Kosten für das gesamte Vorhaben beziffert die Bahn auf zehn Milliarden Euro.

Wieweit sind die Arbeiten bislang fortgeschritten?

Die Trasse durch den Thüringer Wald ist das zweite und letzte Neubaustück, welches jetzt weitgehend fertiggestellt ist. Bereits im vergangenen Jahr nahm die Bahn die 123 Kilometer lange Strecke Erfurt-Leipzig/Halle in Betrieb. Damit halbierte sich die Fahrzeit auf diesem Abschnitt. Schon 2006 war der Ausbau der 187 Kilometer langen Strecke zwischen Halle/Leipzig und Berlin abgeschlossen worden.

Was ist noch zu tun?

Die derzeit zweigleisige Strecke zwischen Ebensfeld und Nürnberg muss noch für Hochgeschwindigkeiten fit gemacht werden. Sie wird derzeit viergleisig auf bis zu 230 Stundenkilometer ausgelegt. Ferner geht der Ausbau der Bahnknoten Erfurt, Halle und Leipzig weiter.