Das ZDF arbeitet an einem neuen Historienfilm, in dem sich alles um die Thüringer Glasbläserkunst dreht. Im Mittelpunkt steht ein Schwesternpaar, das frischen Wind in die Männer-dominierte Branche des 19. Jahrhunderts bringt.
David Wünsch ist Glas-Künstler und hat schon einige Schauspieler in die Geheimnisse seiner Zunft eingeweiht. Er ist voll des Lobes für seine neueste Schülerin, die Schauspielerin Maria Ehrich, unter anderem bekannt aus den ZDF-Mehrteilern „Das Adlon“ und „Ku’damm 56“. „Ich habe jahrelang an der Berufsschule unterrichtet, und es in so kurzer Zeit zu lernen – davor ziehe ich den Hut ab“, sagt Wünsch. Die 26-Jährige aus Thüringen sei „sehr talentiert“. Man sehe ihr an, dass sie Spaß bei der Arbeit habe.
„Jede Glaskugel hat eine Seele in sich“
In der heißen Flamme des Bunsenbrenners verwandelt Wünsch das feste Glas in kunstvolle Gegenstände wie etwa Christbaumkugeln. Alles ist Handarbeit, keine Anfertigung gleicht exakt der anderen. „Ich sage immer, jede Glaskugel hat eine Seele in sich“, meint der Künstler, der im nordtschechischen Novy Bor (Haida) ein Atelier betreibt und für Interessierte die unterschiedlichsten Kreativkurse anbietet.
Der Christbaumschmuck spielt eine zentrale Rolle in dem neuen Historienfilm „Die Glasbläserin“. Das Drehbuch schrieb Léonie-Claire Breinersdorfer nach dem gleichnamigen Roman von Petra Durst-Benning. Das Stück soll im diesjährigen ZDF-Weihnachtsprogramm laufen – Der exakte Termin ist noch offen. Der Streifen durchläuft zurzeit die Postproduktion wie Schnitt und Vertonung. Die Nachwuchsschauspielerin Ehrich spielt darin Marie Steinmann, eine Frau im Thüringen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die nach dem Tod ihres Vaters dessen Glaswerkstatt übernehmen will. Dabei gerät sie in Konflikt mit der Vorstellung der Zeit, dass Frauen an den Herd gehörten.
Dramatische Szene
Die Spannungen brechen sich in einer dramatischen Szene ihre Bahn. Maries Ehemann Thomas, ganz der Macho, entdeckt, wie seine Angetraute heimlich in der Glaswerkstatt arbeitet. Er bekommt einen mittleren Tobsuchtsanfall – und kassiert plötzlich eine schallende Ohrfeige. Johanna Steinmann (Luise Heyer) hat sich vor Marie gestellt und ihre jüngere Schwester verteidigt.
Die Ohrfeige sei echt, erklärt Schauspieler Franz Dinda nach den Dreharbeiten in einem verlassenen Schloss bei Melnik, rund 30 Kilometer nördlich von Prag. Und ja, es habe geschmerzt. „Aber es nur anzudeuten? Ich bin kein Freund von sowas“, sagt Dinda („Die Wolke“). „Aber natürlich wünscht man sich ab dem zwölften Take dann doch, es nicht vorgeschlagen zu haben“, räumt er ein.
Nicht der herrschenden Männerwelt unterwerfen
Luise Heyer, die unter anderem in „Der Fall Barschel“ zu sehen war, beschreibt Johanna als eine für die damalige Zeit moderne junge Frau, die sich auch nach dem Tod des Vaters nicht der herrschenden Männerwelt unterwerfen wolle. „Das hat mir gefallen, dieses Kämpferische in einer von außen fast aussichtslosen Situation“, sagt die 31-Jährige aus Berlin über ihre Rolle.
Auf ihrem Weg erfinden die beiden Film-Schwestern Marie und Johanna aus der thüringischen Landstadt Lauscha dann die Christbaumkugel. Einer Legende nach soll der festliche Schmuck tatsächlich in dem für sein Glashandwerk bekannten Ort seinen Ursprung haben. Daran erinnert alljährlich der sogenannte Kugelmarkt in Lauscha. Der Spezialmarkt für gläsernen Christbaumschmuck zieht Tausende Besucher an.
Liebe und Besinnlichkeit
Für Schauspielerin Maria Ehrich ist Weihnachten mit viel Liebe verbunden und mit einer Besinnlichkeit, die sich in der Hektik der Festtage nicht immer einstellen will. „Es sind ganz, ganz viele Sachen, die in ein paar Tagen so aufeinanderkommen“, sagt sie. „Am Ende fühlt man sich immer völlig ausgelaugt und bräuchte erst mal Urlaub, aber trotzdem ist es wunderschön.“
Würde es die Schauspielerin reizen, sich auch außerhalb der Leinwand noch intensiver mit der Glas-Kunst zu beschäftigen? Sie ist da vorsichtig: „Als Hobby weiterverfolgen würde ich es nicht, dafür fehlen mir erstens die Utensilien, zweitens die Geduld. Ich glaube, das überlasse ich dann doch den Profis.“