Thüringens Wirtschaft ist stark mittelständisch geprägt. Die Kleinteiligkeit gilt als Stärke und Schwäche zugleich. Mit staatlichen Zuschüssen will das Land Mittelständlern beim Wachsen helfen.
Thüringen hat binnen Jahresfrist Investitionen von Mittelständlern und Infrastrukturprojekte der Wirtschaft mit 180 Millionen Euro unterstützt. Der größte Teil des Geldes, das seit Juli 2015 floss, sei als Zuschuss für neue Fabriken oder Produktionsstätten kleiner und mittlerer Firmen gezahlt worden, teilte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) auf Anfrage mit. Dies summiere sich auf knapp 96 Millionen Euro.
Damit seien Investitionen des Mittelstandes mit einem Gesamtvolumen von fast 446 Millionen Euro angestoßen oder unterstützt worden. Als Beispiele nannte Tiefensee eine neue Produktionsstätte der Traditionsfirma Born Senf & Feinkost GmbH in der Wachsenburggemeinde oder eine Betriebstätte für Rasierklingen der Firma Feintechnik Eisfeld. Vielfach gehe es um Kapazitätserweiterungen wie bei der Asphericon GmbH in Jena, die auf optische Bauteile und Systeme spezialisiert sei.
Auch der Tourismus profitiert von den Förderungen
Für die Förderung wirtschaftsnaher Infrastruktur habe Thüringen seit Juli vergangenen Jahres knapp 84 Millionen Euro ausgegeben. Etwa die Hälfte des Geldes sei in die Erschließung von Gewerbegebieten mit einer Gesamtfläche von 200 Hektar geflossen. Finanziell unterstützt worden seien auch Tourismus-Projekte wie Rad- und Wanderwege, darunter die Thüringer Waldrandroute von Saalfeld nach Eisenach oder der Leine-Radweg.
Tiefensee hatte im November 2015 eine „Mittelstands-Initiative“ begonnen. Dabei soll es weniger um zusätzliche Fördermillionen als um Angebote für Managemententwicklung sowie die Förderung von Innovationen und Exporten gehen.
Nach einer Studie, die das Wirtschaftsministerium beim Fraunhofer-Institut für Innovationsforschung in Karlsruhe in Auftrag gegeben hatte, arbeiten in Thüringen nur knapp 15 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit mindestens 500 Arbeitnehmern. Im Bundesdurchschnitt liege der Anteil dieser größeren Betriebe bei knapp 41 Prozent. Die Kleinteiligkeit der Wirtschaft im Freistaat sehen Fachleute als Stärke bei Konjunkturschwankungen, aber auch als Schwäche.