Was wir bereits wissen
Nach dem Thüringen24-Bericht über den Schweinezucht-Skandal in Thüringen reagiert jetzt auch die Politik. Die Grünen sind „schockiert“ und fordern Konsequenzen. Staatssekretärin Ines Feierabend dagegen wies in einer zahnlosen Mitteilung lediglich auf die Verantwortung der Tierhalter hin. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Gera verläuft nach TH24-Informationen sehr schleppend. Am Dienstag hatten wir mit Material der Tierschützer von „Animal Rights Watch“ vom November 2015 über gravierende Verstöße in der Schweinezucht Gut Thiemendorf berichtet. Die Betreiber der Anlage weisen alle Vorwürfe zurück.
Große Aufregung um tote Ferkel und mutmaßlich gequälte Sauen. In Heideland bei Eisenberg züchtet die Gut Thiemendorf GmbH Schweine. Aktivisten von „Animal Rights Watch“ haben in einer Undercover-Aktion vermeintlich schwere Verstöße gegen den Tierschutz dokumentiert und das Material aus dem November 2015 jetzt veröffentlicht.
Die Foto- und Filmaufnahmen aus dem November 2015 zeigen unter anderem, dass die Kastenstände teilweise so schmal sind, dass die Sauen fast bewegungsunfähig darin fixiert sind. Zudem würden kranke Ferkel in fliegenverseuchten Hallen einem langsamen, qualvollen Tod überlassen, behauptet Animal Rights Watch und beruft sich auf Foto- und Videomaterial von November 2015. Die Gut Thiemendorf GmbH weist den Vorwurf zurück: „Im Betrieb unserer Mandantin werden verletzte oder geschwächte Ferkel, die einer besonders intensiven Betreuung bedürfen, in kleinen Gruppen untergebracht. Die Tiere werden täglich (auch am Wochenende) von einem Tierarzt betreut.“
Youtube-Video von Animal Rights Watch
„Diesen Tierquälereien endlich ein Ende bereiten“
„Wir sind schockiert und entrüstet! Wir fordern schnellstmöglich Aufklärung und Transparenz zu den wiederholt durch Tierschutzorganisationen aufgedeckten Vorfällen. Es müssen endlich Konsequenzen gezogen und die staatsanwaltlichen Ermittlungen verstärkt werden“, teilte Babett Pfefferlein, verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion mit. Genau diese Ermittlungen ziehen sich nach TH24-Informationen aber in die Länge.
„Das Material ist uns Anfang des Jahres zugegangen“, sagt Tina Büchner, Sprecherin des Thüringer Landeskriminalamtes. Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft Gera ein Ermittlungsverfahren ein. „Ein Gutachter wurde mit der Bewertung der Unterlagen beauftragt, die allerdings noch aussteht“, sagt Büchner weiter. Unklar bleibt, warum die Auswertung der Bilder und Videos bis Mitte Juli noch nicht abgeschlossen ist. Zu weiteren Maßnahmen wollte sich die LKA-Sprecherin gegenüber Thüringen24 nicht äußern.
Bildergalerie: Thüringer Schweinezucht – Fotos von November 2015
Derweil schrillen bei der Grünen-Fraktion die Alarmglocken: „Schon vor eineinhalb Jahren hatte es in Thiemendorf und Schöngleina Ermittlungen wegen systematischer Tierquälereien über Monate und Jahre hinweg gegeben“, teilt Sprecherin Babett Pfefferlein mit. „Die damaligen Ermittlungen sind noch nicht einmal abgeschlossen und nun gibt es einen neuen Skandal.“ Die Grünen kündigen an, „diesen Tierquälereien endlich ein Ende zu bereiten“. Die Landtagsfraktion hat deshalb eine kleine Anfrage eingereicht.
Auch das Thüringer Sozialministerium nahm zum Schweinezucht-Skandal Stellung. „Grundsätzlich gilt, dass die Kastenstände so bemessen sein müssen, dass die Sauen sich hinlegen und den Kopf sowie in Seitenlage die Gliedmaßen ausstrecken können müssen“, sagte Staatssekretärin Ines Feierabend. Sie wies in diesem Zusammenhang auch auf die Arbeit der Task Force „Tierschutz in der Schweinehaltung“ hin. Zu konkreten Maßnahmen oder Forderungen äußerte sie sich in der Pressemitteilung aber nicht. Stattdessen wies sie lediglich auf die Verantwortung der Tierhalter hin: „Sie haben dafür zu sorgen, dass der Platz im Kastenstand der Größe der Sauen angemessen ist.“
Die Gut Thiemendorf GmbH schreibt in einer Stellungnahme: „Zu den veröffentlichten Bildern ist festzustellen, dass offenbar gezielt Tiere in speziellen Krankenbuchten aufgenommen und mitten in der Nacht mit hellem Kameralicht und Taschenlampen direkt angeleuchtet wurden. Aus dem Aussehen dieser geschwächten und mit hellem Licht aus dem Schlaf gerissenen Tiere Rückschlüsse auf den Zustand des gesamten Tierbestands im Betrieb unserer Mandantin zu ziehen, ist in höchstem Maße unseriös. Dies zumal dann, wenn die verwendeten Aufnahmen zum Teil mehrere Jahre alt sind.“
(Dieser Artikel wurde am 19. Juli 2016 aktualisiert.)